Mittwoch, 1. Mai 2013

Tag 31: Les Faux - Lasbros

Von Les Faux nach Lasbros
Distanz: 25,8 KM
Unterkunft Lasbros: Gîte Hernandez


"Nur" noch knapp 1500 Kilometer bis
Santiago

Heute ging es erst um 09:30 los. Das schöne, ruhige Zimmer mit dem feinen Bett ließ mich schlafen wie ein Stein. Die knapp 40 Kilometer gestern taten das ihrige dazu, dass die vielen Stunden Schlaf schlichtweg nötig waren. Gerade als wir das Gebäude verließen, hörte der Regen auf. Es hatte die ganze Nacht lang durchgeregnet. Das Wetterglück sollte mir/uns treu bleiben. Es sollte den ganzen Tag über sonnig und bewölkt sein. Der Tag der Arbeit wird heute zelebriert. Für uns bedeutet dies, dass es an diesem Tag keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. In Aumont-Aubrac bekamen wir jedoch noch Sandwiches und etwas zu trinken. Rund 10 Pilger waren im Ortszentrum bereits zu sehen. Martina und ich wollten aber noch weiter bis nach Lasbros, wo die Deutsche telefonisch 2 Plätze für uns reserviert hatte. Ich gebe zu, dass ich froh war, dass Martina für uns reservierte. Auf der anderen Seit möchte ich mir die erworbene Freiheit auf dem Camino auch nicht nehmen lassen. Es ist ein Zwiespalt in mir. ich beschließe, mich einfach die nächsten Etappen "treiben" zu lassen.

Traumhafter Camino vor Aumont Aubrac
Die heuige Landschaft war ausnehmend schön. Die Margeride und das Aubrac sind rauhe aber wunderschöne sanfthügelige Landschaften. Wir trafen heute unterwegs vielleicht 20 bis 30 Pilger. Die Gîte war heue völlig ausgebucht. Die Ferientage locken zahlreiche Franzosen auf die Via Podiensis. Die Hospitalera ist sehr nett. Die Übernachtung kostet heute 20 € (mit Frühstück). Die Zimmer sind sehr schön. Es sind 6 einzelne Betten in unserem Zimmer aufgestellt. Es sind hauptsächlich Franzosen und Engländer anwesend. Ein Franzose, der mit seiner Mutter und einem Freund auf dem Camino unterwegs ist, will meine ganzen Credentials sehen. Ich zeig sie ihm gerne. Es gefällt mir aber nicht, dass er sie anderen Pilgern zeigen will. Ich komme mir dann wie ein Camino-"Streber" vor, der ich aber nicht sein will. Anlügen will ich aber auch niemanden. Wenn mich wer fragt, wo ich meinen Camino gestartet habe, antworte ich auch wahrheitsgemäß. Ich habe auf meinem langen Weg festgestellt, dass hauptsächlich 2 Gruppen von Antworten auf mich einprasselten. Die einen bewunderten mein Unterfangen und würden dies selber gerne machen (können), die andere Gruppe reagiert negativ und wundert sich, warum ein Mensch so viel Zeit haben kann, um 2500 Kilometer weit zu laufen. Ich habe auf dem Weg auch gelernt, Leute nicht schubladisieren zu können/wollen. Jeder hat seine Gründe, warum er sich auf den Weg macht. Ich will darüber nicht urteilen.
 
Nach der Ankunft wird wie immer zuerst die Wäsche gewaschen. Nach der Dusche schreibe ich auf einem Holztisch vor der Herberge in mein Tagebuch. Gummibären werden aufgegessen. Es kommt zu keinen längeren Gesprächen mit anderen Pilgern - mir ist heute einfach nicht danach. Früh liege ich heute im Bett, der MP3 Player im Ohr. Ich weiß noch nicht, wie lange ich mit Martina noch unterwegs sein werde, im Moment ist es eine willkommene Abwechslung zum Alleinelaufen. Die Deutsche ist sehr gut organisiert und hat ein gutes Tempo in den Füßen. Wir lernen uns jeden Tag besser kennen. Jeder hat seinen virtuellen Rucksack mit dabei. Meine Nase wurde heute ob der vielen Sonnenstunden richtig rot. Wind und Wolken ließen mich auf das Einschmieren vergessen.


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