Mittwoch, 15. Mai 2013

Tag 45: Montreal du Gers - Manciet

Von Montreal du Gers nach Manciet
Distanz: 27,1 KM
Unterkunft Manciet: Le Gîte de Mathieu
 
In Eauze fand ich dann den Camino wieder
Ich machte mich wieder alleine auf den Camino. Ich weiß nicht, ob Stephanie verstand, dass ich wieder alleine laufen wollte, nein musste. Ich war heute der erste Pilger, der die Herberge nach dem Frühstück verließ. Ich kaufte mir in dem kleinen Geschäft im Zentrum Montreals Eistee und Proviant für den Tag. Nogaro sollte mein heutiges Etappenziel werden. Ich lief zur Kirche Montreals und fand dort sofort den Camino wieder. Frohen Mutes zog ich davon. Bald kam ich an eine verwirrende Stelle. Es gab eine Abzweigung, von der Markierung des Caminos war weit und breit nichts zu sehen. Auch 2 französische Pilgerinnen mittleren Alters suchten verzweifelt nach einer Camino-Markierung. Schließlich kam noch ein australisches Ehepaar hinzu, dessen männlicher Part bestimmt schon Mitte 80 sein musste. Deren Namen waren Malcolm und Kim. Dies weiß ich deswegen so genau, weil wir die nächsten Stunden miteinander verbringen sollten. Auch die 2 Französinnen schlossen sich uns an.

Das wohlverdiente Bier mit 2 Aussies (Kim & Malcolm)
in Eauze
Wir irrten wild durch die uns gänzlich unbekannte Gegend herum. Wir liefen durch Äcker und Wiesen und liefen entlang kaum befahrener Straßen. Allerdings liefen wir größtenteils in die falsche Richtung. Irgendwann hielten wir schließlich ein Auto an und erfragten den korrekten Weg. Eauze sollte unser nächstes großes Ziel sein, das Ende des Etappen-Caminos für die beiden Französinnen. Sie wurden leicht nervös, wollten sie doch ihren reservierten Zug nicht verpassen. Irgendwann kamen wir dann schließlich nach Bretagne d´Armagnac. Bei der dortigen Kirche saßen bereits die beiden Holländerin bei einer Pause. Sie hatten sich jedoch keineswegs verlaufen - sie liefen mit purer Absicht entlang der Straßen, da sie - wie sie meinten keine Zeit verschenken wollten - und immer die kürzesten Strecken wählen würden. Kim, Malcolm und ich machten nun ebenfalls eine Pause, speziell für den weit über 80-jährigen war die Etappen sichtlich strapaziös. Ich wollte und konnte die beiden aber keinesfalls hinter mir zurücklassen. Sie wollten nach Eauze und dorthin würde ich sie auch führen. Eigentlich sollten es laut Führer rund 4 Stunden von Montreal bis nach Eauze sein. Wir waren schließlich um 15:30 dort, nachdem wir eine vielbefahrene Straße begehen mussten. Gute 3 Stunden verlor ich also durch diesen Irrweg. Zu allem Überfluss waren in Eauze auch Stephanie und andere Pilger, denen wir in Montreal begegneten. Stephanie hatte inzwischen bei der jungen deutschen Pilgerin Anschluss gefunden und wirkte zufrieden. Malcolm lud mich noch auf ein Bier ein, weil ich ihn "sicher", wie er meinte, nach Eauze gebracht hatte. Ich war sauer auf mich selber. Anstatt ruhig zu bleiben und die Markierungen weiter zu suchen, ging ich in die falsche Richtung, 4 andere Menschen im Schlepptau. Andere erreichten mit weit weniger Aufwand mehr als ich, an diesem Vormittag und frühen Nachmittag des heutigen Tages. Klar war, dass ich Nogaro sicher nicht mehr würde erreichen können, auch nicht mit der riesigen Wut in meinem Bauch. Ich durfte mit Malcolms Handy in der Herberge in Manciet anrufen, um nach einem freien Bett anzufragen. Gottseidank war ein Platz für mich frei.
 
Dicht bewölkt und regnerisch war der 45. Caminotag
ich verabschiedete mich ob der bereits fortgeschrittenen Stunde von den anderen Pilgern und lief zornig los. Gut 2,5 Stunden würde ich laut Führer für die rund 11 Kilometer benötigen. Zu den ganzen umsonst gelaufenen Kilometern (kann man eine Irrweg, Umweg, eine Sackgasse wirklich als umsonst gemachte Kilometer bezeichnen?) kam auch das schlechte Wetter am heutigen Tag hinzu. Es regnete von leicht bis sehr stark. Ich war sehr froh, als ich so gegen 18 Uhr die Herberge bei Mathieu erreichte. Mathieu war ehemaliger Rugby-Profi, der unter anderem auch in Toulouse spielte, der beste Verein in Europa, wie er mir später nicht ohne Stolz erklärte. Er zeigte mir auch Fotos aus seiner Karriere, so war er auch unter anderem französischer Nationalspieler. Witzig, ein Bär von einem Mann, Rugbyspieler und Hospitalero in einem. Ich war wieder versöhnt mit der Welt. Es waren heute ohne Ausnahme nur nette Pilger (alle Franzosen) in der Gîte, die früher einmal eine Bäckerei war, untergebracht. 33 € kostet die heutige Unterkunft inklusive Halbpension. Und Mathieu kochte fantastisch. Es gab eine Gemüsesuppe, einen Salatteller, sowie als Hauptgang Kartoffeln mit Schweinfleisch, danach noch Käse und eine Erdbeer-Topfencreme.


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