Donnerstag, 30. Mai 2013

Tag 60: Burgos - Castrojeriz

Von Burgos nach Castrojeriz
Distanz: 40,9 KM
Unterkunft Castrojeriz: Refugio tradicional de Castrojeriz

Am Stadtrand von Burgos
Diese Nacht konnte ich sehr gut schlafen. Die beiden wohlbeleibten Spanier hatten es am Morgen wiederum sehr eilig. Einer erzählt mir, dass sie ihren Camino für dies Jahr beendet haben und heute nach Barcelona fliegen würden. Ich bin froh, denn deren Sägerei war doch auch sehr anstrengend. Ich packe schnell meine Sachen, verabschiede mich von den Südtirolern und mache mich wieder auf den Weg. Es gilt noch die Postkarten einzuwerfen. So eine große Stadt, ich finde aber keine Postkästen. So frage ich in einem kleinen Café, wo ich auch gleich ein Frühstück einnehme. Die Dame ist sehr nett und bietet mir an, die Karten für mich einzuwerfen. Ich bin zunächst skeptisch, willige dann aber doch gerne ein. Die Karten sind dann auch wirklich angekommen. Es ist ein teils  leicht bewölkter, teils sonniger Tag heute, zum nahezu perfekt, um zu laufen. Viele Pilger verlassen gerade die Stadt. Burgos wird wohl aufgrund seiner verkehrspolitischen Bedeutung für Viele Ausgangspunkt für deren Pilgerfahrt sein. Schon recht nahe dem Stadtrand, aber noch vor dem El Parral, der großen Parkanlage Burgos, bitte ich 2 Kinder ein Foto von mir zu machen. Eine Eisenstatue bietet sich als Fotomotiv gerade an. Die Statue stellt eine Frau mit Milchkannen dar.

Nach 60 Tagen hatte ich die Meseta erreicht
Ich überhole viele Pilger, bin froh, wieder aus der Stadt hinaus zu kommen. Ich komme nach rund 2 1/2 Stunden nach Rabé de las Calzadas. Plötzlich, ohne dass ich es groß im Führer erlesen hätte, ändert sich die Landschaft. Ich betrete die Tierra de Campos. Unendliche Getreidefelder und andere landwirtschaftliche Flächen erstrecken sich vor mir. Kein Zweifel, ich hatte die Meseta erreicht. Als Bergbewohner, der selten weiter als bis zum nächsten Hügel oder Berg schauen kann war es eine wahre Wohltat. Der Horizont schien so unendlich weit weg. Jenseits pulsierender Zentren und Verkehrsadern unserer Zivilisation kam ich mir nun wieder wie ein echter Pilger vergangener Zeiten vor. San Antón war für mich ein sehr kraftvoller Ort, wenngleich nicht mehr viel aus der alten Zeit zu sehen ist. Die Straße führt durch einen steinerne Bogen der Klosterruine. Ich habe gelesen, dass das Tau-Kreuz dort seinen Ursprung haben dürfte. Ich hoffe, irgendwo ein Pilgerkreuz erstehen zu können.

Die Klosterruine St. Antóns
Als ich in Castrojeriz ankomme, merke ich dass sich ein Stein in einen meiner Stöcke hineingeraten ist. Wie kann denn das sein? ich blicke auf die Spitzen und stelle fest, dass es gar keine Spitzen mehr sind. In den 2 Monaten hatte ich meine damals niegelnagelneuen Stöcke "runtergelaufen" - so kann ich wenigstens sagen, sie haben ihren Zweck definitiv erfüllt. Wie oft kauft man etwas und nutzt es doch viel zu selten. Ohne die beiden Stöcke wär ich niemals so weit gekommen, spätesten bei meinen körperlichen Gebrechen zu Beginn meines Camino wäre ich ohne sie unmöglich weitergekommen. Ich beschließe sie noch weiter zu nutzen, mehr als dass sie noch kürzer werden, kann ja nicht passieren... Ich bin mit den Stöcken übrigens noch bis Fisterra gelaufen, so sehr hatte ich mich an sie gewöhnt, so gute Dienste hatten sie mir erwiesen. Letzte Woche (es ist jetzt Mitte November, wenn ich diese Zeilen schreibe) entsorgte ich sie schließlich schweren Herzens. Ein Irischer Pilger kommt mir bald entgegen und meint, in der Herberge San Esteban sei leider kein Platz mehr verfügbar. Schade, die Unterkunft sah sehr einladend aus. Ich ergattere in der Herberge San Juan aber noch ein Bett. Die Herberge ist sehr einfach. Es gibt kein heißes Wasser (mehr). Die Betten sind nicht sehr alt und schmuddelig. Ich habe aber meinen Schlafsack, drum lässt mich das relativ kalt. Ich lerne eine junge Wienerin und ihren deutschen Begleiter kennen - sie pilgern bereits seit einigen Tagen gemeinsam. In einer Bar lerne ich beim Tagebuchschreiben und Biertrinken eine deutsche Pilgerin mittleren Alters kennen. Wir verabreden uns später zum Abendessen. Ich muss zuerst noch zum Convento de Santa Clara, denn dort soll es im Klostershop die von mir begehrten Tau-Kreuze geben. Das Kloster liegt rund eine halbe Stunde vor Castrojeriz. So ging ich noch einmal rund 1 Stunde - und das leider sinnlos, wie sich leider herausstellen sollte. Der Shop war bei meiner Ankunft bereits geschlossen, die Angaben im Führer stimmten leider nicht.

Das Abendessen war dafür köstlich. Ein deutsches Pilgerpaar saß ebenfalls an unserem Tisch und wir unterhielten uns sehr gut.

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