Sonntag, 26. Mai 2013

Tag 56: Los Arcos - Navarrete

Von Los Arcos nach Navarrete
Distanz: 41,1 KM
Unterkunft Navarrete: La Casa del Peregrino


Der Camino kurz nach Los Arcos
Das Frühstück heute war sehr einfach. Mir hat gefallen, dass ich einen Schweizer aus Zürich kennenlernen konnte, der so wie ich von zu Hause aus losgelaufen ist. Er startete wie ich am 1. April. In Summe dürfte er nur 3 bis 4 Tagesetappen weniger gelaufen sein. Seinen Mammut-Schuhen sah man die vielen gelaufenen Kilometer durchaus bereits an. Ich fühlte mich heute sehr stark. Nach Los Arcos setzte der Camino ähnlich schön fort wie am Vortag. Über einen staubigen, völlig autofreien Weg hatte man einen fantastischen Blick über die weitläufige Ebene. Keine einzige Wolke störte den herrlich blauen Himmel über mir. Ich überholte viele Pilger. Zahlreiche Asiatinnen waren darunter. Teilweise hatten sie sogar auch Handtaschen über einer Schulter hängen. Es sah irgendwie lächerlich, irreal und völlig unpraktisch aus, war aber zum Glück ja nicht mein Problem.

Das Rathaus in Viana
In Viana, der letzten Stadt Navarras auf meinem Weg, gab es eine Pause mit Cola und Tapas. Es war kurz nach Halbzwölf, als ich die kleine, aber sehr schöne Stadt erreichte. Die Häuser Vianas wirken stolz und prächtig, zweifelsohne musste die Stadt eine ruhmreiche Vergangenheit hinter sich haben. Direkt am Hauptplatz, wo auch das sehenswerte Rathaus steht, saßen zahlreiche Pilger und Einheimische. Man merkte richtiggehend, wie positiv sich das schöne Wetter auf die Menschen ringsum auswirkte. Ich blieb jedoch nicht sehr lange sitzen, war ich doch erst 3 1/2 Stunden unterwegs. Ich wusste noch nicht sicher, wie weit ich heute kommen sollte. In einem kleinen Geschäft konnte ich noch Proviant für die weiteren Kilometer einkaufen.

Wem haben wohl diese Schuhe gehört?
In Logroño, der Hauptstadt der Weinregion "La Rioja" gönnte ich mir in einer Bodega ein Mittagessen. Mein erster Bocadillo stand auf dem Menüplan. Über eine große Brücke betrat ich die Stadt. Gleich nach der Brücke gibt es eine Pilgerinformation. Ich hole mir dort den Pilgerstempel. Auf die Frage, ob ich eine Unterkunft brauchen würde, verneine ich. Es ist noch zu früh für mich. Ich stöberte in meinem Führer und kam zum Schluss, dass ich es heute wohl noch bis Navarrete würde schaffen können. Dort gibt es auch mehrere Pilgerherbergen und ich konnte den Trubel der Großstadt hinter mir lassen. Ich verließ die Stadt sehr schnell. Einige Pilger waren auf der Strecke unterwegs. Ich hätte hin und wieder gerne die Situation wie in der Schweiz gehabt, kilometerlang völlig alleine unterwegs zu sein. In Spanien sollte dies jedoch nur hin und wieder möglich sein. Nach größeren Städten war ohnedies immer sehr viel los, die Pilgerfrequenz deutlich erhöht. Dort sammeln sich eben die Pilgermassen. Ich versuchte auch weiterhin, diesem Zyklus zu wider zu handeln und die Herbergen vor oder nach dem Empfehlungen des Führers auszuwählen.

Dunkle Wolken begleiteten meine Ankunft in Navarrete
Über eine sehr großzügig angelegte Parkanlage (Parque de San Miguel) verließ ich die Stadt. Ein Stausee kommt, zahlreiche Einheimische treffen sich dort zum Grillen. Es geht noch auf eine Erhebung. Ich bin völlig alleine unterwegs. Die meisten Pilger werden wohl in Logroño geblieben sein. Der Himmel wurde am Nachmittag ziemlich bewölkt, ich fragte mich, ob ich es noch trocken bis Navarrete schaffen würde. Um 17:15 kam ich dort schließlich an. Ich bekam in der ersten aus geschriebenen Herberge sogleich einen Platz. Der Hospitalero war sehr freundlich. Es waren bereits zahlreiche Pilger verschiedenster Nationalitäten anwesend. Mit 2 Holländern und 3 Amerikanerinnen kam ich sogleich ins Gespräch. Während die noch jungen Amerikanerinnen ihren Kampf mit dem Camino hatten und sich mit Süßigkeiten bei Laune hielten, waren die beiden Holländer schon gesetzteren Alters und beim Wein trinken. Auch der Schlafsaal war schon sehr gut besetzt, ich bekam eines der letzten Betten, ein paar sollten heute aber auch frei bleiben. Jedes Bett hatte auch einen dazugehörigen Spind, was sehr fein war. Nach dem Duschen saß ich mich in den Gemeinschaftsraum zum Tagebuch schreiben. Auch Wein aus der Region wurde angeboten - Rioja-Weine für 3 Euro die Flasche! Als Weißwein-Trinker bestellte ich eine Flasche vom Jacobo-Wein, der mit 13 Euro im Vergleich sehr teuer war. ich teilte natürlich die Flasche mit den anderen. Der Wein war leider nicht so ganz mein Fall. Einer der beiden Holländer arbeitete in seiner Heimat auch als Physiotherapeut bei diversen Sportvereinen mit. Seine Kenntnis der Wunderversorgung kam den US-Pilgerinnen zu Gute. Er versorgte deren Füße fachmännisch. Die Amerikanerinnen hatten von Trekkingschuhen keine Ahnung, kauften sie auf dem Camino und wirkten auch sonst nicht sehr gut vorbereitet. Am Abend ging ich mit den beiden Holländern in ein Gasthaus essen. Ein Fernseher lief ohne Unterbrechung. Ein Spiel aus der Primera Division wurde übertragen. Außer uns war nur ein einziger anderer Pilger in dem Gasthaus - keine Ahnung wo die anderen alle waren. Unsere Herberge war lange nicht die einzige in Navarrete, es müssten also sicher auch noch andere Pilger unterwegs sein. Das Essen war sehr gut, das Bier dazu ebenfalls. 

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