Dienstag, 21. Mai 2013

Tag 51: St. Jean Le Vieux - St. Jean Pied de Port

Von St. Jean Le Vieux nach St. Jean Pied de Port
Distanz: 4 KM
Unterkunft St. Jean Pied de Port: Refuge municipal
 
Am 51. Tag meines Camino durchschritt ich
das Porte de St. Jacques in
St. Jean Pied de Port
Nur 4 Kilometer sind es heute bis nach St. Jean zu laufen - ein fast "freier" Tag quasi. Nach dem einen "Bummeltag" in Genf wäre es hier also mein 2. Ich will mir diesen Tag auch wirklich gönnen, denn St. Jean ist eine der wichtigen Stationen am Jakobsweg. Von hier aus starten wohl die meisten Pilger ihren Camino (ausgenommen die Kurzstreckenpilger). Ich will die Atmosphäre der Stadt aufsaugen, die vielen Pilger, die am Beginn ihres Caminos sind beobachten, vielleicht auch kennenlernen. Die fehlenden Ausrüstungsgegenstände werden sicher schnell besorgt sein, so bleibt bestimmt viel Zeit, um die Stadt kennenzulernen. Es ist eine sehr freudige Kurzetappe heute, Daniel und ich freuen uns sehr auf diese wichtige Station des Camino. Um Viertel nach Neun kamen wir bereits beim Jakobstor in St. Jean Pied de Port an. Die kleine Stadt gefällt mir auf Anhieb. Die kleinen Gassen sind wunderbar. Das Pilgerbüro liegt bereits wenige Meter nach dem Tor auf der rechten Seite. Freundlich werden wir  dort begrüßt. Wir bekommen die Information, dass die klassische Route über die Pyrenäen wegen noch immer liegendem Schnee zu gefährlich sei, man solle besser die Route über das Val Carlos nehmen. Auch einen neuen Pilgerpass kann ich dort billig erstehen, es ist ein französischer. Die offizielle Herberge öffnet ihre Pforten erst ab 11 Uhr, die "Eintrittskarte" kann jedoch bereits gelöst werden. Das Gepäck konnten wir inzwischen bei der Informationsstelle abstellen. Daniel und ich gehen getrennte Wege, hatte ich doch andere Besorgungen zu erledigen als er.
 
Die Rue de la Citadelle in St. Jean
Zunächst ging es darum, neue Schuhe zu finden. Wenige Meter nach der Informationsstelle finde ich auf der linken Seite bereits ein Sportartikelgeschäft. Der Besitzer weiß sofort von was er redet. Er gibt mir ein Salomon-Paar zum probieren. Ich laufe einige Schritte zur Probe. Er passt perfekt. Nach dem Lowa Renegade (den wohl die meisten Pilger in Österreich und Deutschland aufgeschwatzt bekommen), der für mich definitiv die falsche Schuhwahl war, laufe ich jetzt quasi auf Wolken. Ich sollte auf dem Camino Francés keine einzige Blase mehr ertragen müssen. Ich hatte schon fast vergessen, wie schön das Laufen und Wandern sein kann, wenn man keine Druckstellen und Ähnliches ertragen muss. 150 Euro zahlte ich glaub ich dafür. Danach ging es darum, eine neue Kamera zu finden. Natürlich hätte ich gerne wieder eine Ixus genommen, hatte ich doch die ganze Ausrüstung dafür dabei (Ersatzakkus usw.). Es gab jedoch nur eine einzige Digital-Kamera zur "Auswahl". Zum Glück waren wenigstens meine Speicherkarten kompatibel. Eine Schutzhülle konnte ich dort ebenfalls erstehen. Blöd war nur, dass ich keinen Ersatz-Akku kaufen konnte. So musste ich gut auf die Energieanzeige auf dem Display achten, um keine wichtigen Momente mangels Strom zu verpassen.

Streng aber herzlich - die "gute Seele"
der Pilgerherberge
Nachdem ich auch dies erledigt hatte, konnte ich in der Herberge mein Bett beziehen. Danach ging es zum Mittagessen in der Stadt. Auch Proviant für den nächsten Tag wurde bereits gekauft. In der Herberge war ein buntes Treiben. Menschen, unterschiedlichster Nationen waren versammelt. Ein interessantes Trio waren 2 junge Franzosen und eine junge Deutsche, die von Lourdes aus ihren Camino gestartet hatten. Sie hatten sich irgendwo auf dem Camino kennengelernt. Sie hatten sichtlich nicht viel Geld und schliefen teils dort, wo nichts zu zahlen war - so etwa auch in Schulen oder Kirchen. Einer der Franzosen trug seine Pfadfinder-Uniform, was bizarr bis lächerlich aussah. Ich fragte ihn, warum er das mache, eine aussagekräftige Antwort bekam ich aber nicht. Klar, es ist egal, wie sich ein Mensch auf dem Camino kleidet. Es ist egal, ob jemand viel oder wenig Geld hat. Aber sich als Pfadfinder zu outen - warum das denn? Ich würde doch auch nicht meine Feuerwehruniform auf dem Camino anziehen - das würde auch überhaupt keinen Sinn machen. 

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