Freitag, 3. Mai 2013

Tag 33: Aubrac - Bessuéjouls

Von Aubrac nach Bessuéjouls
Distanz: 33,5 KM
Unterkunft Bessuéjouls: Domaine d'Armagnac 


La Vierge Notre Dame de Vermus kurz vor
Espalion
Die Schmerzen im rechten Schienbeinbereich sind nun definitiv da. Ich merke, dass jener Bereich, wo die Zunge meines Wanderschuhs aufliegt, stark geschwollen ist. Die Schmerzen sind durchgehend da, besonders aber wenn ich abwärts gehe. Ich versuche den Schmerz zu unterdrücken und mir gegenüber Martina nichts anmerken zu lassen. Im Nachhinein betrachtet, war wohl der Umstand das Problem, dass ich mich an einen anderen Menschen punkto Tempo und Distanzen angepasst hatte. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich liebte doch meine Freiheit so sehr. Und obwohl Martina sicher sehr fit war, hätte ich mein eigenes Pensum gehen sollen. Nun, mit den Schmerzen, ist unklar, ob ich überhaupt noch mit ihr würde mithalten können. In solchen Situationen merkt man erst, wie schön es zu laufen ist, wenn man keine Schmerzen hat. Das Frühstück war sehr gut und ausreichend, ehe wir uns wieder auf den Weg machten. Wettermäßig sollte uns heute so ziemlich das ganze Spektrum an Möglichkeiten begegnen. Viel ist von Aubrac und seinen Kühen leider nicht zu sehen, Nebelschwaden liegen auf der Landschaft rund um uns. Die vielen Abstiege heute waren für mein rechtes Bein alles andere als gut. Auch der Marienstatue "La Vierge Notre Dame de Vermus" machten wir unsere Aufwartung. Der Blick auf das vor uns liegende Lot-Tal ist wunderbar.

Espalion - trotz Regens eine wunderschöne Stadt
In Espalion kehrten wir in ein Café-Restaurant ein. Wir tranken Orangina. Am Nachbartisch hörte man einen jungen Mann laut tönen. Er wolle von Le Puy bis nach Santiago und weiter zum "Ende der Welt" pilgern. Er sucht Anerkennung. Ich gebe sie ihm. Er weiß nämlich die Ahlbfinal-Ergebnisse der Champions-League. Meine große Fussball-Leidenschaft gerät während des Camino in den Hintergrund - und das ist zwar gut so, die Ergebnisse muss ich aber dennoch wissen. So komme ich mit dem Holländer ins Gespräch, sag ihm aber nicht, von wo ich aufgebrochen bin und beglückwünsche ihn zu seinem Mut, 1600 Kilometer weit laufen zu wollen. Martina meinte hinterher nur "typisch Holländer, immer eine große Klappe".


Die Via Podiensis und die GR 65 sind großteils ident
Bis nach Bessuéjouls, wo Martina in der Herberge 2 Betten reserviert hatte, müssen wir noch an die 3 Kilometer weiterlaufen. Wir reden relativ wenig miteinander. Mein rechtes Bein schmerzt sehr. Ich habe richtig Angst, meinen Camino abbrechen zu müssen. Anstatt dass es besser wird, werden die Schmerzen nur größer. Die Herberge in Bessuéjouls ist wunderschön. Die Gastgeberin ist sehr nett. Die anderen Betten in unserem Zimmer sind bereits besetzt. Es sind heute ausschließlich Franzosen, die mit uns das Zimmer teilen. Zu Gesprächen kommt es nicht, niemand, auch ich nicht, will die Initiative starten. Beim Abendessen, dass vom Ehemann der Hospitalera zubereitet wurde und ganz ausgezeichnet schmeckte, wurde dann aber doch recht viel geredet. Mein Sitznachbar ist fasziniert von meinem Vorhaben und erzählt seinerseits von seinem - in 3 Etappen - begangenen Camino von seinem Zuhause in Frankreich bis nach Santiago. Es gibt einen Aperitif bestehend aus Weißwein mit Grapefruitsaft, eine Gemüsesuppe, einen Eintopf bestehend aus Wurst, Kartoffeln und Gemüse, einen Käsegang mit Aubrac-Käse (der mir aber nicht sonderlich schmeckt) ein Dessert bestehend aus einer Tartre mit Pfirsichkompott, Brot und Wein. Alles zusammen soll in dieser Herberge 35 € kosten. Die Hospitalera war in der Vergangenheit bereits in Österreich und so kommen wir sehr gut ins Gespräch. Ich erzähle ihr von meinen Schmerzen im Bein. Sie kennt diese Art der "Ermüdungserscheinung", wie sie es nennt und blickt besorgt bis wenig optimistisch drein.

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