Donnerstag, 16. Mai 2013

Tag 46: Manciet - Aire-sur-l´Adour

Von Manciet nach Aire-sur-l´Adour
Distanz: 34,9 KM
Unterkunft Aire-sur-l´Adour: Gîte/Hôtel de la Paix

Bei Sonnenschein konnte ich die heutige Etappe beginnen
Das Wetter zeigte sich heute wieder von seiner schöneren Seite. Gestern hatte es mich zwischen Eauze und Manciet ja voll erwischt. Einen solch heftigen Regen hatte ich weder vorher noch nachher noch einmal erleben müssen. Im Laufe des Tages war es sehr stark bewölkt, die Sonne kam nurmehr sporadisch hervor. Um Viertel nach Zehn erreichte ich Nogaros. Ich kaufte mir sogleich Proviant für den heutigen Tag. In einer Bäckerei erwarb ich einen Roquefort-Tarte und ein Stück Pizza. Auch eine neue Telefonkarte konnte ich in einer kleinen Trafik bekommen. Bei Lelin treffe ich auf Isabelle. Sie sitzt auf einer Steinmauer und telefoniert gerade. Ich nütze die Möglichkeit, das dortige WC in einer Schule aufzusuchen. Isabelle hat ein Taxi gerufen, sie hat genug für heute. Sie will auch in Aire-sur-l´Adour übernachten. Auf die Frage, welche Unterkunft sie empfehlen könnte, meint sie, dass das Hôtel de la Paix für Pilger ein Zimmer hätte, dass sehr günstig sei. Sie bietet mir an, mit ihrem Handy nach einem freien Platz für mich zu fragen. Ich bin froh und stimme freudig zu. Es klappt - mein Platz für heute Abend ist fix. Nach ein paar gemeinsam verzehrten Gummibärchen verabschiede ich mich von ihr - ich hatte noch gute 3 Stunden zu laufen. Ich wollte meinen Weg unbedingt komplett zu Fuß hinter mich bringen. Eine Taxifahrt wäre für mich nicht in Frage gekommen - so verlockend es in manchen Situationen auch gewesen wäre.

 Le Chemin kurz vor Barcelone du Gers
Um fünf Uhr erreichte ich schließlich mein Etappenziel. Eine Mutter und ihre Tochter zeigen mir den Weg zum Hotel de la Paix. Die Gemeinde ist zum Glück nicht sehr groß. Als ich dort ankomme, ist Isabelle bereits da. Auch ein französischer Pilger mit Namen Serge ist da. Isabelle macht mich auf die abendliche Pilgermesse aufmerksam. Ich will in jedem Fall hingehen. Ich halte Isabelle in dem Kapellenteil der Kathedrale St. Jean Baptiste einen Platz frei. Allerdings füllt sich der sakrale Raum recht schnell. Auch wenn ich von der Messe selbst wiederum nicht allzu viel verstanden hatte, so war die Stimmung in dem Gotteshaus doch sehr schön und feierlich.
Am 46. Tag meines Caminos erreichte ich
Aire sur l´Adour
Im Anschluss der Messe frage ich Isabelle, ob wir gemeinsam zu Abend essen wollen. Sie meint, es gebe auch einen Supermarkt. Dann könnte man ja auch in der Hotelküche was kochen. Die Idee gefällt mir auch. Ich finde den kleinen Laden sofort. Ich nütze die Möglichkeit und kaufe gleich Duschgel und Waschmittel nach. 46 Tage haben Duschgel und die Tube Waschmittel also gehalten. Während des Einkaufs kommt Isabelle vorbei. Es ist ihr gar nicht recht, dass ich für uns beide einkaufen will. Sie möchte sich beteiligen und ist somit für den Nachtisch verantwortlich. Es wird Erdbeeren geben. Als wir die Küche aufsuchen, sitzt Serge bereits bei Tisch. Er zeigt uns einige, nein viele, viele Bilder die wir - natürlich interessiert - betrachten. Wir sind uns alle einig, dass sie teils wirklich sehr gut geworden sind. Wir trinken gemeinsam Bier. Es gibt zu Beginn Baguette mit einem Gänseleber-Aufstrich,  dann Pasta mit Tomatensause. Zum Abschluss Isabelles Erdbeeren. Sie erzählt von ihrem Leben in Marseilles und ihrer Familie. Morgen ist für sie der Camino zu Ende. Sie wird mit dem Zug nach Paris fahren, wo sie auf ihre Familie treffen wird. Es wird schnell klar, dass sie nicht das letzte Mal auf dem Camino war. Es tut ihr bei aller Freude, ihre Familie bald wieder zu sehen, sichtlich leid, dass ihr Weg für diesmal bereits zu Ende sein muss.
Ich hatte heute während der ganzen Etappe keine großen Schmerzen mehr - es scheint so, als hätte ich die körperlichen Probleme hinter mir lassen können.

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