Dienstag, 14. Mai 2013

Tag 44: Castelnau sur – l´ Auvignon - Montreal du Gers


Von Castelnau sur – l´ Auvignon nach Montreal du Gers
Distanz: 27,5 KM
Unterkunft Montreal du Gers: Gîte "Compostela"

Der Camino vor Fromagère
Bin gemeinsam mit Stephanie aufgebrochen. Mir ist klar, dass sie niemals das Tempo und die Distanzen würde gehen können, die ich normalerweise gehen würde. Obwohl sie bereits seit 3 Wochen auf dem Camino ist, tut sie sich doch noch schwer. Wobei sie das langsame Wandern nicht wirklich zu stören scheint. Für heute will ich mich aber an einen anderen Menschen anpassen. Es ist schön wieder einmal Gesellschaft zu haben. Nach einem guten Früstück machen wir uns auf den Weg. Erster Halt auf dem Weg war die romanische Chapelle St. Germaine, die wir auch besichtigen. Wir sind ganz alleine - die Stille ist wunderbar. Überhaupt bieten die Gotteshäuser auf dem Weg eine so angenehme Möglichkeit der Besinnung. Die angenehme Kühle, die Ruhe. Der Körper fährt innerhalb kürzester Zeit auf ein niedrigeres Niveau - der Geist kann atmen, das Wesentliche kommt wieder in den Vordergrund. Es sind heute ganz ruhige, wunderbare Wege und Sträßchen zu bewandern und meist sind wir von landwirtschaftlichen Flächen umgeben. 

Die prächtige Kathedrale St. Pierre in Condom
Um 11 Uhr erreichten wir schließlich Condom. Wir besuchen natürlich die Kathedrale St. Pierre. 1006 Kilometer sollen es noch bis Santiago sein, verrät uns zumindest eine Tafel im Gotteshaus. Draußen vor der Kathedrale sind 4 Figuren dem wohl bekanntesten Sohn der Stadt gewidmet. Die 4 Musketiere posieren als Andenken von Alexandree Dumas vor dem gotischen Gebäude. In der Stadt ist durchaus was los. In einem Café im Zentrum der Stadt beschließen wir eine Pause zu machen. Ich studiere meinen Rother-Führer, als mich eine Frau vom Nachbartisch anredet. Sie habe meinen deutschsprachigen Pilgerführer gesehen, meint sie im perfekten Deutsch. Sie sei Hospitalera in einer Herberge in Montreal du Gers und habe - wie es der Zufall so will - noch 2 Plätze frei für heute Nacht, weil ein Paar absagte. Auch eine attraktive Schweizerin sitzt an ihrem Tisch. Sie hilft in der Herberge mit. Ich studiere den Führer, sehe Montreal als durchaus realistisch für die heutige Etappe an und sage - nachdem ich mich mit Stephanie beraten hatte - zu. Ich weiß nicht, ob Stephanie alleine auch eine so lange Etappe gemacht hätte. Immerhin sind es noch gute 4 Stunden und gute 17 Kilometer bis Montreal. Ich wäre wahrscheinlich noch weiter gelaufen, nach Lamothe wäre in jedem Fall noch gegangen.

Die 4 Musketiere bekamen kurz ein 5. Mitglied
In einem Sportgeschäft kaufe ich mir endlich ein neues Paar Socken, nachdem ich ja vor Tagen einen einzelnen Socken verloren hatte. Seit diesem Vorfall trocknete ich meine Wäsche nicht mehr auf den Rucksack gehängt. Wir machten uns albald wieder auf den Weg. Wir machten den auch im Führer empfohlenen Abstecher nach Larressingle. Gott sei Dank taten wir dies, ist dies doch ein ausnehmend schöner Ort. Das befestigte Dorf ist wirklich gut erhalten. In der Kirche, die St. Sigismond gewidmet ist, gibt es auch einen Pilgerstempel. Ein weiteres Higlight war an diesem Tag auch das Erreichen der Pont d´Artigues. 1000 Kilometer sollten es von hier noch bis nach Santiago de Compostela sein. Es gibt so viele wie unterschiedliche Kilometerangaben in Literatur und auf Tafeln, dass ich auch die Richtigkeit dieser Angabe in Zweifel stelle. Außerdem - ist dies wirklich wichtig? Natürlich hab ich ein Ziel vor Augen und dieses Ziel heißt Santiago bzw. Fisterra. Aber der Weg und die Zeit darauf ist das Entscheidende. Der Weg geht auch nicht immer nach Plan. Ich will gar nicht wissen, wieviel Kilometer ich schon an Umwegen und Sackgassen gelaufen bin.

Larressingle war einen Abstecher wert
Stephanie war ziemlich fertig mit der Welt, als wir endlich bei der Herberge ankamen. Sie ging heute definitiv über ihre Grenzen hinaus. Nachdem wir die Betten zugewiesen bekamen, ging es an die Körperpflege und ans Wäschewaschen. Die Sonne strahlte inzwischen vom blauen Himmel herab. Eine Wäscheleine war direkt hinten im Garten gespannt, meine Wäsche würde heute sicher sehr gut trocknen. Vor dem Essen kaufte ich im Ortszentrum noch ein paar Postkarten, die ich nun in der Sonne beschreiben konnte. Die Herberge kostet heute mit Halbpension 34 Euro - ein fairer Preis. Bis auf die sanitären Anlagen ist die Herberge tip-top sauber. Wir sind halt die letzten angekommenen Pilger, die Hospitalera kann da nichts dafür. Sie ist wirklich bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein bunter Mix aus Menschen sitzt heute bei mir an Tisch. Neben Stephanie sind da noch 4 ältere Elsässer, 2 ziemlich derbe Holländerinnen mit einem furchtbaren Akzent und eine junge Deutsche, die heute ihren ersten Tag hatte. Von Condom aus startete sie heute ihren Camino. Es gab vorweg einen Aperitif, dann eine dann Salat und Pasta mit Tomatensauce. Ich beschrieb noch mein Tagebuch, ehe es nach einer heute relativ kurzen Etappe ins Bett ging. ich wusste, dass ich morgen wieder alleine laufen muss. Ich will wieder mein Tempo laufen.  

In der Kathedrale in Condom gibt es folgende Info´s:

Dann kommt die Brücke:


Mit daneben stehender Tafel:

  

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