Donnerstag, 2. Mai 2013

Tag 32: Lasbros – Aubrac

Von Lasbros nach Aubrac
Distanz: 30,2 KM
Unterkunft Aubrac: L´Annexe d´Aubrac
 

Um 8 Uhr kurz nach Lasbros 
Aubrac steht heute auf dem Programm. Auf immerhin 1300 Höhenmetern liegt der kleine Ort, der so berühmt für seine Kühe ist. Bei herrlich blauem Himmel laufen wir heute Früh los. So gegen 12:30 erreichen wir Nasbinals. Nachdem wir die prächtige Kirche Notre-Dame de la Carce, mit dem Pilgermuschelsymbol auf dem Vorplatz - besichtigt hatten, konnten wir gegenüber des Gotteshauses noch Proviant einkaufen. Ich kaufte auch ein neues Waschmittel, war meine Rei-Tube doch am fertig werden. Die folgenden Wege durch Weidelandschaften und kleine Wäldchen war mit das Schönste was ich auf meinem langen Weg sehen konnte. Es machte einfach nur Spaß dort zu laufen. Vielleicht 3 Pilger begegneten uns auf unserem Weg zwischen Nasbinals und Aubrac. Ich bin froh, als wir das Etappenziel erreichten. denn eine schmerzhafte Schwellung trat bei meinem rechten Knie auf. Genau dort, wo die Schuhzunge auf das Schienbein trifft, schmerzte es ganz ordentlich. Bei der Kirche In Aubrac angekommen, schauen wir zuerst in die Herberge, die im mächtigen "Turm der Engländer" untergebracht ist. Es ist kurz vor 16 Uhr. Martina weiß sofort, dass sie dort nicht übernachten will und ich kann und will ihr da nicht widersprechen. Gegenüber vom Café "Chez Germaine" ist ein Hotel mit dem Namen "Annexe Hotel d´Aubrac". Martina meint, sie geht dort einmal nachfragen, ob es eventuell Platz für uns geben würde. Die Besitzerin, eine hübsche Französin um die 30 bejaht. Es gibt sogar ein Pilgerzimmer mit 4 Betten. Da sie heute aber keine anderen Gäste unterbringen muss, gibt sie uns auch ein Zimmer, dass normalerweise für wohlbetuchte Gäste vorgesehen ist. Ich lasse Martina der Vortritt. Ich blieb alleine in meinem schönen Viererzimmer und war damit glücklich. Frechheit siegt. Ich war sehr froh, dass Martina mit ihrer direkten Art soviel erreichen kann.
 
Heidelandschaft in der Aubrac
Die Chefin bietet uns auch an, für uns am Abend zu kochen, was wir nur zu gerne in Anspruch nehmen. Nachdem ich geduscht hatte, geht es ins Café Chez Germaine. Ich trinke zuerst ein Banaché, dann einen Espresso. Im Café gibt es auch eine große Auswahl an fantastischen Kuchen. Natürlich werde ich schwach und esse einen Birnen-Schokolade-Kuchen, der genauso gut schmeckt wie er aussieht. Auf der anderen Seite des Platzes ist auch ein kleiner Antiquitätenmarkt. Vor und in dem Gebäude wird allerhand feilgeboten. Martina findet eine Lampe, die sie sich nach Paris in ihre Wohnung schicken lässt. Es gibt auch ein kleines "Aubrac-Museum", wo allerhand zum Kauf angeboten wird. Für einen Pilger aber wohl relativ uninteressant, mag er sich seinen Rucksack doch nicht mit für den Camino Unnötigem vollräumen.

Notre Dame de la Carce in Nasbinals
Die Besitzerin des Hotels hat am Abend noch Besuch von einer kanadischen Reiseorganisatorin und deren Sohn. Sie will für reiche Kanadier Fahrad- und Wandertouren in der Region organisieren. In Aubrac würden sie dann im Hotel Annexe übernachten. Dem kleinen Kanadier werden Gänseleberpastete und Cola kredenzt. Man merkt, es geht um ein Verkaufsgespräch, da werden große Geschütze aufgefahren. Martina und ich sitzen etwas abseits und bekommen ein einfacheres Abendessen, dass aber sicher nicht minder gut schmeckt.  Es geht natürlich auch heute wieder recht schnell in die Haja. Bessuéjouls wurde von uns als Ziel für morgen ausgesucht. Das müsste doch gute 33 Kilometer bis dorthin sein. Die Schwellung am rechten Schienbein macht mir große Sorgen, ich hoffe, dass sie bald wieder zurückgehen wird. Ich will mein großes Ziel - Santiago - unter keinen Umständen aus den Augen verlieren. Vielleicht war mir zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass ich wohl wieder mehr auf mich schauen musste. Das Anpassen an den Rhythmus und das Tempo eines anderen Menschen sagte mir nicht wirklich zu. So angenehm es war, einmal nicht alleine laufen zu müssen und das Bett für die Nacht reserviert zu bekommen - es war nicht meine Art des Laufens. Sie wollte auch mehr Komfort, den ich nicht brauchte. Mit der schmerzhaften Schwellung konnte ich heute auch nicht wirklich mit ihr mithalten. Vielleicht lag es auch in ihrem Interesse wieder alleine weiterzulaufen. Ich würde es auf mich zukommen lassen.

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