Montag, 13. Mai 2013

Tag 43: Castet-Arrouy - Castelnau sur – l´ Auvignon

Von Castet-Arrouy nach Castelnau sur – l´ Auvignon
Distanz: 33,5 KM
Unterkunft Castelnau sur – l´ Auvignon: Gîte "Les Arroucasses"

Eine Traumlandschaft kurz nach Castet-Arrouy
Das Frühstück war äußerst karg. Auch wenn ich kein großer Frühstücker bin, so hatte ich es mir auf dem Camino doch angewöhnt, mir auch am Morgen Energie zuzuführen. Der Körper braucht es einfach. Das Brot war hart, der Orangensaft-Pack leer, es fehlte eigentlich an allem. Schon klar, man soll dankbar sein für alles, was man auf dem Camino angeboten bekommt. Die "Donation", also die freiwillige Spende sollte dem jungen Hospitalero-Paar die Kosten für ihre Leistungen abdecken. Und das taten sie auch ganz bestimmt. Ich mochte es noch nie, Menschen auszunützen. So steckte ich auch hier in etwa jenen Geldbetrag in die Spendenbox, den ich auch in den anderen Herbergen bezahlt hätte. Ich finde es super, wenn sich Menschen den Pilgern annehmen wollen. Die Freundlichkeit des Paares und der anderen Pilger entschädigte mich ohnedies. Als Pilgerstempel zeichnete der Hospitalero eine Zeichnung. Somit wird wohl jeder Stempel ein Unikat sein.
 
Am 43. Tag meines Camino erreichte ich Lectoure
Ein älteres Ehepaar bricht zeitgleich mit mir auf. Heute war mir aber überhaupt nicht nach Gesellschaft, sodass ich nach der noch gemeinsamen Besichtigung der kleinen Ortskirche andeute, noch ein wenig verweilen zu wollen. In Lectoure sah ich das Paar dann noch einmal, winkte und lief weiter. Ich hatte heute eine längere Etappe auf dem Programm. Die Stadt mir ihren Mauern und der alles überragenden Kathedrale St. Gervais et St. Protais mit dem fantastischen Turm beeindruckten mich jedoch sehr. Nach Lectoure kam eine fantastisch schöne Etappe. Eine von zahllosen, jedoch nicht allzu hohen Hügeln umgebene Landschaft ließ mich zügig vorankommen. So abwechslungsreich kann der Camino sein! Ab Lectoure sollte ich heute keinen einzigen weiteren Pilger antreffen. Ein paar Wolken im ansonsten strahlend blauen Himmel sollten mich heute begleiten.
 
Der wunderbare Kreuzgang in La Romieu
In Montravail muss man sich entscheiden, ob man den Abstecher nach La Romieu machen will. Ich sah ein Foto vom Gotischen Kreuzgang und der Stiftskirche in meinem Führer - keine Frage - da wollte ich hin. Ich kann nur jedem Pilger den Abstecher dorthin empfehlen - ein wahrlich magischer Ort. Der Weg dorthin bleibt auch sehr schön. Es war schon spät am Nachmittag als ich den Ort La Romieu erreiche. Ich verliebte mich sofort in den kleinen Ort. Richtig malerisch und idyllisch wirkte dieser Ort. Nachdem ich in aller Eile den Kreuzgang besichtigte, fand ich noch einen kleinen Laden, um meinen Proviant aufzufüllen. Aus einem Irish Pub, das sich unter den Arkaden beim Hauptplatzes befand, klang irische Musik. Wie gerne hätte ich mich jetzt bei anhaltendem Sonnenschein einfach hingesessen und ausgeruht.
 
Landschaft kurz vor Castelnau
Die Zeit drängte aber leider und so ging sich nur ein großes Banaché aus. Aber immerhin der schmeckte fantastisch. Eine gute Stunde würde ich noch bis zu meinem Etappenziel in Castelnau sur - l´Auvignon brauchen. In einer kleinen Telefonzelle in La Romieu hatte ich um einen Schlafplatz in der Herberge angefragt. Ein sehr nett klingender Mann sagte, dass es kein Problem sein würde - was für eine Freude. So soll es laufen, so lange laufen wie es mir gefällt und dann Glück haben, dass es noch einen Platz für mich gibt. Hätte es nicht funktioniert, hätte ich wohl um einen Platz in der Giîte in La Romieu angefragt. So aber erwartete mich eine grandiose Herberge. Es ist bereits nach 18 Uhr, als ich in der Herberge ankomme. Ich bin wohl der letzte Pilger. In einem herrlichen Garten haben es sich andere Pilger schon gemütlich gemacht. Sogar einen Pool gibt es hier. Ich werde freundlich vom Hospitalero begrüßt. Er gibt mir zu trinken - er merkt wohl, dass ich eine lange Etappe in den Beinen hatte. Als ich ihm sage, woher ich komme, freut er sich. Beim Abendessen erzählt er mir dann von Pilgerbekanntschaften aus Österreich. Es gäbe sogar Verrückte, die von dort bis Santiago durchlaufen wollen. ich lache und nicke. Ich bekomme ein Doppelzimmer. Die Französin Stephanie ist bei mir im Zimmer. Sie ist in etwa in meinem Alter, kommt aus der Bretagne und hat  gerade eine Scheidung hinter sich. Wir unterhalten uns sehr gut. Das Abendessen war grandios. Madame Hospitalera zauberte ein fantastisches Menü. Baskische Pastete, Salat, Hühnchen mit Reis und Schokokuchen mit Himbeereis zum Dessert. Dazu ein fantastischer Rotwein. Ich zahle gerne 10 Euro mehr als gestern. Der Unterschied zu gestern ist wie Tag und Nacht. Ich mag die lockere Art des Camino vom Hospitaler-Paar gestern. Ich liebe es aber auch, so zu nächtigen und so zu essen. Anstelle der Matratze auf dem Fußboden gestern habe ich heute ein herrliches Zweierzimmer zur Verfügung.  Für ein Bad im Pool ist es mir dann doch ein wenig zu kühl. Stephanie gibt mir eine Crème für meine geschwollen Stelle am Knie. 


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