Distanz: 34 KM
Unterkunft Pugnal: Chambre d´hotes Pugnal
Ein letzter Blick auf die "Hügelstadt" Lauzerte |
Wer ist dieser Mann? . erkenne mich fast nicht wieder - in Moissac |
Ich bin in Moissac! Neben Le Puy en Velay und St. Jean Pied de Port jene Stadt Frankreichs, die mich von Beginn an am meisten interessierte. Ich kannte Cahors, Conques oder auch das kleine La Romieu davor noch nicht. Diese Orte sollten mich ebenfalls in ihren Bann ziehen. Von Moissac kannte ich zahlreiche Bilder. Als ich die Stadt betrete bin ich noch nicht sehr beeindruckt. Über Vorstadtgebiet geht es wenig schön in Richtung Stadtzentrum. Ich lerne einen deutschen Pilger kennen, der das Gespräch sucht. Ich erzähle ihm, dass ich eine schmerzhafte Verletzung seit längerem schon mit mir schleppe, Er meint, er wisse von welcher Art von Verletzung ich rede, er habe sie auch gehabt. Er rät mir, den Camino sein zu lassen und nach Hause zu fahren. Ich würde die Entzündung immer weiter schleppen und es könne nicht besser werden. Na danke, solche Worte hab ich gebraucht. Ich bin nicht 41 Tage auf dem Camino unterwegs um jetzt, knapp nach der Hälfte meiner geplanten Distanz aufzugeben! Er meinte es wahrscheinlich gar nicht so negativ, aber ein Pilger, der ein großes und vor allem weites Ziel vor Augen hat, mag diese Worte einfach nicht hören. Ich sage ihm, dass ich stärker geworden bin und auch das noch wegstecken werde. Coelho schreibt in seinem Jakobsweg-Buch auch davon, dass es immer wieder Menschen auf dem Camino gibt, die einen versuchen, vom rechten Weg abzubringen. Dieser Mann könnte vielleicht so eine Prüfung sein. Jene Deutsche Männerhasserin, die ich heute Abend noch kennenlernen sollte, vielleicht noch eine andere. Man muss gelassen sein auf dem Camino. Ich schaffe es immer noch nicht 100-prozentig. Natürlich treffen mich Worte. Ich habe aber ein Zielstreben, das stärker ist. Ich werde nie und nimmer jetzt aufgeben! Die Abteikirche St. Pierre war dann auch sehr beeindruckend. Vor allem auch der wunderschöne Kreuzgang. Es ist schwer, einen Moment zu finden, wo nicht ein Tourist oder Pilger durch den Kreuzgang huscht. Der Ort ist ein Touristenmagnet, keine Frage. In einem Café trink ich eine Orangina und esse einen fantastischen Kuchen. Es ist großartig, die ganzen Pilger und Touristen zu beobachten. 25 Kilometer liegen heute bereits hinter mir, 9 sollten es noch bis Pugnal sein. So mache ich mich um ca. 16 Uhr wieder auf den Weg. Die meisten Pilger, die heute von Lauzerte aus starteten, werden wohl in Moissac bleiben, so, wie es der Führer auch vorgibt. Ich war also einmal mehr antizyklisch unterwegs.
Es sind noch 5 andere Pilger, allesamt Frauen, in dem großen Haus. Sie haben alle zum Glück andere Schlafzimmer zugeteilt bekommen. Die eine Gruppe bestand aus drei Ostdeutschen Frauen. Deren Alphaweibchen hatte eindeutig einen Schuss. Ich saß gerade bei einem "After-Walk-Bier" im Aufenthaltszimmer, als sie hereinkam. Sie würden nicht den klassischen "Frantschäss"-Camino gehen, weil man als Frau doch ständig Angst vor den "spitzen, unersättlichen" spanischen Männern haben muss. Ja genau! Verpass Du den herrlichen Camino Francés, mit all seinen tollen Orten und Städten, wie Pamplona, Burgos oder Leon, weil Du Angst davor hast, mit Deinen 100 Kilos vergewaltigt zu werden. Was für ein Bild hat diese Frau von südländischen Männern, oder überhaupt von Männern? Vorurteile werden von zu Hause mitgenommen und unreflektiert wiedergekäut. Ich habe genug von so unreflektierten, verallgemeinernden Dummschwätzerinnen. Es ist wie im realen Leben - der Camino reflektiert nichts anderes, als im Alltag auch an Menschen vorhanden ist. Auch hier muss man dann irgendwann einfach eine Entscheidung treffen - welche Begegnung tut einem gut und welche nicht. Die anderen Beiden kamen aus der Schweiz und aus Frankreich. Ich kam mit ihnen nicht ins Gespräch, da die deutsche Alphapilgerin sie sichtlich einschüchterte. Die harten Worte, die lächerlich komische Art der Aussprache, englischer wie französischer Worte in einem Kaudawelsch aller erster Güte war zum schreien komisch.
Kirche kurz vor Pugnal |
Brian und Jenny waren sehr nett. Deren Kochkünste sind famos. Vor allem der britische Humor Brians war großartig und eine nette Abwechslung auf meinem Weg.
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