Dienstag, 28. Mai 2013

Tag 58: Santo Domingo de la Calzada - Villafranca Montes de Oca

Von Santo Domingo de la Calzada nach Villafranca Montes de Oca
Distanz: 35,4 KM
Unterkunft Villafranca Montes de Oca: Staatliche Herberge


Die Puente de Santo Domingo y Ermita
Bereits das 2. Mal auf meinem Camino, dass sich ein Pilger bestohlen fühlt. Nach dem Zwischenfall in Puente la Reina nun auch in der Herberge Santo Domingos. Allerdings musste der Italienische Pilger auch diesmal feststellen, dass er selber seine geliebte Kamera unter dem Kopfkissen versteckt hatte. Er hatte es nur vergessen und schlug Alarm. Ich hatte auch lange Zeit Angst um mein Hab und Gut. Irgendwann nicht mehr. Wenn man ständig Angst und Panik wegen vermeintlicher Diebe auf dem Camino hat, beeinflusst dies massiv seine Pilgerreise. Ich will da nicht mitmachen. Klar, man muss sein Glück nicht herausfordern und alles auf einem Präsentierteller liegen lassen. Mir ist auch in all den vielen Kilometern und Tagen auf dem Camino nie irgendetwas abhanden gekommen, was ich nicht selber "angebaut" hätte. Im Schweizer St. Peterzell ließ ich meine Wäscheleine hängen, auf dem Camino Fisterra verlor ich irgendwo meine Billig-Sonnenbrille. Mein erstes Paar Schuhe wurde wegen abgelaufener Sohlen bewusst in St. Jean Pied de Port gelassen und in den "Schuh-Himmel" entsandt. Alles Andere brachte ich heil wieder nach Hause.
 
Ich passiere die Grenze der Region Castilla y León/Provinz Burgos.

Eine Gasse in Belorado
In Villafranca Montes de Oca lerne ich den Bayern Franz kennen. Er dürfte altersmäßig irgendwo zwischen 50 und 60 angesiedelt sein. Er ist mir ob seiner Schnelligkeit bereits auf dem Camino aufgefallen. Ich bin froh, ihn getroffen zu haben. Speziell nach gestern Abend freue ich mich über Gesellschaft. Wir gehen erst zusammen einkaufen und wollen dann ein Pilgermenü in einem der 3 Restaurants suchen. In der ersten Bodega werden wir freundlich empfangen. Verschiedenes Fleisch hängt dort auch und Macht Lust es zu probieren. Franz fühlt sich dort jedoch nicht wohl und verlässt die Bodega umgehend. Ich hätte dort zumindest ein kleines Bier getrunken, so schäme ich mich sehr, dass wir einfach so die Bodega wieder verlassen. Es gibt ein weiteres Restaurant, dass gemeinsam mit der privaten Herberge und einem Hotel untergebracht ist. Es wird schnell klar, dass ich heute die falsche Herberge ausgewählt hatte. Die Privatherberge kostet gleich viel, eigentlich gleich wenig und ist um einiges schöner eingerichtet. Die vielen Pilger wirken in dem luxeriösen Gebäude beinahe ein wenig unwirklich und deplatziert. Wir werden sofort von 1 deutschen Pilgerin angesprochen, die mit ihrem Sohn auf dem Camino unterwegs ist. Sie erklärt uns, dass jene Pilger, die ein Gepäcktransportunternehmen während ihres Caminos in Anspruch nehmen,  in ihren Augen keine echten Pilger sind. Ohne mit der Wimper zu zucken gibt sie dann aber an, am nächsten Tag ihre Etappe mit dem Bus zurücklegen zu wollen, da sie Probleme mit ihrem Fuß habe. Ihr Sohn schaltet sich auch ins Gespräch ein und meint, dass er es einmal in einer Pilgerherberge versucht hätte - er es dort aber nicht aushalten könne. So nächtigt er während der Woche, in der er seine Mutter begleitet nur noch in Hotels. Ich dränge auf ein Ende des Gesprächs - ich halte die beiden nicht wirklich gut aus. Franz begreift das und wir suchen nach einem weiteren Restaurant.

Lieb gewordene Camino-Symbole
Und tatsächlich gab es noch eine 3. Bodega. Eine große Bar mit rauchenden und biertrinkenden Einheimischen ist bei unserem Eintreten zu sehen. ich frage die Dame hinter der Bar ob es auch etwas zu essen gäbe. Sie nickt und führt uns in einen getrennten Raum und schildert uns mit ihren enden wollenden Englischkenntnissen die Essensoptionen. Franz scheint nicht sehr begeistert ich setze dann aber doch durch, dass wir hier bleiben. Ein weiteres Restaurant hätte es in dem kleinen Dorf bestimmt nicht mehr gegeben. Das Essen war dann auch ganz ausgezeichnet. Vor allem die Menge war mehr als großzügig. Ich hatte großen Hunger und ließ nichts übrig. Es gab für mich Pasta mit Chorizo als Vorspeise (bei uns wäre die Vorspeise ob der Größe leicht als Hauptspeise durchgegangen) und ein Hühnerragout als Hauptspeise, gefolgt von dem von mir heiß geliebten Flan Caramel. Obwohl Franz ein ganz und gar anderer Typ ist als ich, unterhalten wir uns gut. Es ist schön, die Pilgererlebnisse anderer hören zu können.
 
Morgen könnte ich vielleicht schon Burgos erreichen, neben Pamplona und Leon sicherlich die größte Stadt auf dem Weg nach Santiago. Gute 40 Kilometer sind es noch bis dahin und sollten doch zum schaffen sein.  

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