Donnerstag, 4. April 2013

Tag 4: St. Gallenkappel - Pfäffikon

Von St. Gallenkappel nach Pfäffikon
Distanz 17,2 KM
Unterkunft Pfäffikon: Lützelhof (Schlafen im Stroh)


Kirche in Eschenbach
Es tut mir fast leid, dass ich die Familie Schwitter verlassen muss. So gut und herzlich werde ich wohl nicht mehr all zu oft aufgenommen werden, so nette Menschen wohl nicht immer antreffen können. Doch es sind noch viele Kilometer zu absolvieren und so mache ich mich nach einem tollen Frühstück alsbald wieder auf den Weg. Frau Schwitter steckt mir noch Schokolade-Ostereier zu - einfach nur nett! Um 08:00 war ich wieder auf dem Camino.
Ich freu mich darauf heute in Rapperswil anzukommen. Vor allem der im Führer beschriebene und abgebildete lange Holzsteg und die schöne Altstadt müssen eindrucksvoll sein. Je nach Tagesverfassung sollte ich heute sogar bis zum Kloster Einsiedeln wandern können.
 
Der Weg von Schmerikon nach Rapperswil
verläuft am Ufer des Zürichsees
Mein beiden Sockenpaare sind am Morgen beide noch feucht bis nass. Widerwillig zieh ich das noch trockener scheinende Paar über meine Füße. Die Socken sollten bis zum Ende meines Camino jener Ausrüstungsgegenstand sein, der mir am schlechtesten trocknen sollte. Klar, wer Anfang April bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt loswandert, braucht Socken mit einer bestimmten Dicke. Wahrscheinlich wäre es richtig gewesen, einfach ein 3. Sockenpaar mitzunehmen. Über Wald- und Wiesenwege komme ich zunächst nach Neuhaus, dann nach Schmerikon. Der mächtige Kirchturm der St. Jodokus-Kirche ist schon von weitem zu sehen. Ich betrete das große Gotteshaus und komme in den Genuss eines Orgelspiels. Ein örtlicher Organist scheint eine Übungseinheit einzulegen. Ich sitze still und einsam in der letzten Reihe und lausche dem schönen Orgelspiel. Ich bin mit der Musik in dem Moment ganz alleine. Ich füge den schönen, in der Kirche aufliegenden Pilgerstempel meinem Credential hinzu und wandere in Richtung des schon naheliegenden Zürichsees. Gerade als ich den See erreiche kommt die Sonne heraus! Zum ersten Mal wieder, seit ich das Rheintal verlassen habe. 

Das wunderschöne Rapperswil
Die ganze Stimmung am See wurde dadurch noch eindrücklicher und schöner. Neben der Schönheit der Natur gab es auch einige tolle Boote zu sehen, die meist noch in den Bootshäusern auf ihren Einsatz in der wärmeren Jahreszeit warteten. Keine Frage, am Zürichsee ist die "High Society" auch verankert. Direkt zwischen Seeufer und Bahngleisen wanderte ich voran, hatte aber das Gefühl nicht wirklich zügig voranzukommen. Die Strecke von Schmerikon bis Rapperswil kam mir endlos vor. Die Kulisse war aber natürlich sehr schön und so ließ ich mich einfach "weitertreiben"...

Meine 4. Camino-Nacht verbrachte ich am
Lützelhof
Um 16:30 erreichte ich schließlich den Lützelhof. Ein junger, wohl am Hof Angestellter meinte, dass zunächst, dass eine Übernachtung heute nicht möglich sei, er aber seinen Chef anrufen müsse. Ich war fertig, die dauernde Unsicherheit einen Schlafplatz zu bekommen, gefiel mir ganz und gar nicht. Gerade zu Beginn meiner Pilgerreise waren meine Wanderleistungen noch so überhaupt nicht konstant, ich wollte doch frei wie ein Vogel sein und nicht durch Reservierungen gehemmt und gefangen. Gottseidank kam der Angestellte mir der guten Nachricht von seinem Telefonat zurück, dass ich doch bleiben könne. Er zeigte mir die Sanitäranlagen und meinen Schlafplatz im Massenlager. Dort war es furchtbar kalt. Zudemroch jeder Winkel des Hofes nach Bauernhof. Ich war an jenem Tag so kaputt, dass ich nach meinem Tagebucheintrag sogleich in einen tiefen Schlaf fiel. Nicht einmal ein Abendessen nahm ich zu mir.

Wegabschnitt kurz nach Rapperswil
Heute war einer der Tage, die man am liebsten gleich wieder vergessen möchte. Ich kann meinen heutigen Tourenverlauf nicht mehr 100% nachzeichnen, weiß aber genau, dass ich nie und nimmer "nur", 17,2 Kilometer gelaufen sein kann. Der Führer gibt zu dieser Etappe mehrere Vorschläge ab, meine Konfusion war vielleicht dadurch bedingt. Ich ärgerte mich im Nachhinein ein wenig, dass ich in Rapperswil weiterlief, Der Sonnenschein und das einzigartige Ambiente in Kombination von See und Altstadt hätte mir einige schöne Mußestunden bescheren können. Auch eine neue Pilgerherbe sollte dort vor kurzem eröffnet haben, wie ich erst im Nachhinein erfahren konnte. Stattdessen folgte ich weiter stur dem Weg und landete an einem Ort, wo ich mich nicht wohlfühlen konnte. Mir war klar, ich würde morgen ehestmöglich Richtung Einsiedeln aufbrechen!

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