Montag, 15. April 2013

Tag 15: Lausanne - Rolle

Von Lausanne nach Rolle
Distanz: 30,2 KM
Unterkunft Rolle: -

Die Kathedrale Notre-Dame in Lausanne
Die gestrigen gut 42 Kilometer haben mich ziemlich gefordert. Ich will heute in jedem Fall einen gemütlicheren Tag machen. Zuerst geht es noch einmal zur Kathedrale Notre-Dame. In dem Kirchenhaus gibt es auch eine Pilgeranlaufstelle. Natürlich hole ich mir den Pilgerstempel. Vor dem Gotteshaus tummeln sich zahlreiche Touristen. Es sind sehr viele Asiaten darunter. Vielleicht auch eine Folgewirkung vom Fribourg-Besuch des Dalai Lama. Ich suche mir ein Lebensmittelgeschäft, um Proviant für heute zu kaufen. Es wird der sehr luxeriös wirkende City-Coop. Dort war wirklich alles erdenkliche zu haben. Die Sonne strahlt heute vom blauen Himmel herunter. Es hat 16 Grad. Es folgt eine eindrucksvolle Wegstrecke. Ich laufe entlang des Genfer Sees. Schneebedeckte Berge umrahmen ihn.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte...
Viele Menschen freuen sich sichtlich über die heutigen Wetterbedingungen. Viele betreiben Sport. Manche sonnen sich sogar schon in Bikini am See. Diese prachtvolle Kulisse lieferte mir zahlreiche tolle Fotomotive. Von Einsamkeit ist natürlich nichts zu spüren. Ich laufe zum Park Roseraie und weiter zu den dort anschließenden Römischen Ausgrabungen. Leider war die schöne kleine Chapelle de la Maladière nicht geöffnet. Ich merke, wie gemütlich es mein Körper heute angehen will. Das Flair heute ist sensationell. Die Menschen sind einfach gut drauf. Es ist so ganz anders als die ersten Tage in der Schweiz, als ich die Sonnenstunden an einer Hand abzählen konnte. In St. Sulpice steht eine wunderschöne Kirche. Die großen Glasfenster lassen die Sonne das Gotteshaus richtiggehend durchfluten. Ich machte heute viele Fotos, lief ein sehr gemächliches Tempo.

Die Kirche in St. Sulpice
Ich erreiche Morges. Das Stadtzentrum ist wunderschön. In der Fußgängerzone sind zahlreiche kleine Cafés. Ich bekomme einen Platz, trinke eine Orangina und einen Espresso. Mir gefällt es hier sehr gut - ich will versuchen hier einen Schlafplatz zu bekommen. Ich gehe zunächst zur Kirche. Dort gibt es einen Pilgerstempel in Form eines Aufklebers. Ich suche nach Telefonnummern für Pilgerschlafplätze. Allerdings ohne Erfolg. So telefoniere ich in einer Telefonzelle in der Fußgängerzone jene Telefonnummern durch, die in meinem Führer und den anderen Unterlagen finden kann. Ich hatte kein Glück! Alle Plätze waren ausgebucht. Auch jene in den nächsten Orten. Was ich mir dann genau dachte, wusste ich gar nicht so recht. Ich lief einfach weiter. Und dies, obwohl es doch schon sehr spät war. Ich hatte Vertrauen, dass ich noch eine Herberge auf dem Weg finden würde. Bis Gland sind es knappe 7 Stunden - unmöglich in meiner heutigen Form und zu der späten Nachmittagsstunde zu erreichen. Es war bereits nach 16 Uhr. Ich lief mit dem Mute der Verzweiflung weiter.
 
Traumpanorama auf der Via Jacobi
Es war nach 20 Uhr, als ich in Rolle ankam. Unterwegs war nichts an Unterkünften zu finden. Rolle war der nächste größere Ort. Ein Nobelhotel ist zu sehen. Ich würde dort nicht reingehen wollen, selbst wenn ich es mir hätte leisten können. Ich war - wie immer - auf mich selbst gestellt und hatte keine Ahnung wohin ich gehen sollte. Bei der kleinen Kirche im Ort steht eine Holzbank. Ich ruhe mich aus und beginne zu überlegen. Es ist Mitte April, die Nacht würde sehr kalt werden. Ich hatte aber eine gute Ausrüstung dabei. So zog ich alles an, was ich hatte und ließ die Nacht auf mich zukommen. Ich hatte auch keine Ahnung, wo der Camino weiterlaufen würde, es war bereits zu dunkel. Irgendwann wurde es mir aber doch zu kalt. Ich zog die Stirnlampe auf und lief aufgrund der groben Karte meines Führers in Richtung der Weinberge, um wieder den Camino finden zu können.


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