Mittwoch, 3. April 2013

Tag 3: St. Peterzell - St. Gallenkappel

Von St. Peterzell nach St. Gallenkappel
Distanz: 23 KM
Unterkunft St. Gallenkappel: Familie M. Schwitter


Haus zum "Bädli"
Die Geißen hinter dem Gasthaus Hörnli wecken mich. Es ist nach wie vor sehr kalt im Massenlager. In der Nacht musste ich deswegen auch meine Mütze anziehen. Auch konnte dadurch meine Wäsche nicht trocken werden. Die Körperpflege und das Wäschewaschen fielen gestern sehr oberflächlich aus, zu "grindig" war es in den Sanitärräumen. Ich packe schnell meine Sachen zusammen und gehe frühstücken. Der Wirt ist freundlich. Irgendwie scheint er ein wenig ein schlechtes Gewissen zu haben, mich in dem kalten Massenlager übernachtet haben zu lassen. Er meint, es seien schon öfters Pilger bei ihm gewesen, er habe aber noch nie eine Ausnahme für sie gemacht und ihnen einen Einzelzimmer gegeben - er ist halt eben doch ein Geschäftsmann.

Beim Aufstieg von St. Peterzell
Ich verabschiede mich nach dem einfachen, aber völlig ausreichenden Frühstück und mach mich wieder auf den Weg. Nachdem ich mir Proviant und Pilgerstempel besorgt hatte (im vortägigen Blogbeitrag nachzulesen), ging es relativ schnell bergauf. Das Wetter war wie die Tage davor, bewölkt und nebelig. Trotzdem bin ich im Gesicht sehr rot geworden, was wohl dem zahlreichen Schnee und der starken Sonneneinstrahlung des 1. Tages geschuldet sein dürfte. Zunächst stand die Besteigung des 946 Meter hohen "Scherrer" auf dem Programm. Der Aufstieg war relativ streng, es ging mir dabei aber gut. Ich passierte auf meinem Weg zahlreiche, wunderschöne Bauernhöfe. Ich war wieder einmal lange Zeit komplett alleine unterwegs. Kurz vor der höchsten Erhebung traf ich dann doch noch eine mit ihrem Hund spazierenden Frau, die mich aufgrund der Jakobsmuschel an meinem Rucksack ansprach. Sie ist sehr freundlich und wünscht mir ein "Buen Camino".

Die Ruine Iberg
Um ca. 11 Uhr erreichte ich schließlich Wattwil. Mit über 8000 Einwohnern ist die Gemeinde recht groß und es gibt dort auch alle Arten von Geschäften. Ich kaufe mir bei der Post eine Telefonwertkarte, um im Zweifelsfall eine Reservierungsanfrage tätigen zu können. Auch eine Wetterstation - wie häufig in Schweizer Städten zu finden - war vorhanden. Der Zeiger des Thermometers zeigte mir 6 Grad Celsius an. Es war zwar recht kalt, zum wandern war es aber nahezu ideal. Über das Stadtzentrum gelange ich recht steil aufsteigend zur Ruine Iberg. Von der Ruine aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt. So beschließe ich, dort eine längere Mittagspause zu machen. 

Die Kirche in St. Gallenkappel
Es ging noch eine relativ lange Zeit über Asphaltstraßen und Pfade weiter bergauf. Ich passiere den Schweizer Militärstützpunkt "Cholloch", ehe ich Oberricken und später Walde erreiche. Um 16:45 komme ich schließlich in St. Gallenkappel an. Eine wunderschöne Kirche befindet sich in der rund 1800 Seelen zählenden Gemeinde. Beim Pfarrhaus neben der Kirche ist in einem Briefkasten ein herrlich schöner Pilgerstempel bereitgestellt. Natürlich finde ich mein Nachtquartier bei der Familie Schwitter eine halbe Stunde lang nicht. Der Diakon, welcher gerade mit seinem Hund "Gassi" ging, war mir behilflich und ging auch einige Minuten mit mir. Er erzählt mir von seinen eigenen Pilgererfahrungen und wünscht mir auch weiterhin einen guten Weg und Gottes Segen, ehe er mir zum Schluss noch meine Herberge für die heutige Nacht zeigt - das Haus der Familie Schwitter.  Ich war sehr müde, als ich dort schließlich ankam. Sehr herzlich empfing mich das Ehepaar. Nachdem ich mich geduscht hatte, bekam ich ein hervorragendes Abendessen und unterhielt mich noch längere Zeit mit Frau Schwitter.
Ich merkte, dass ich heute schon besser mit den körperlichen Belastungen des Pilgerns umgehen konnte, als zu Beginn.
Ich war sehr froh, dass ich bis jetzt immer eine Unterkunft finden konnte - dahingehend hatte ich zu Beginn meiner Pilgerreise die größten Bedenken. Glücklich und zufrieden schlief ich ein. 

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