Distanz: 30,4 KM
Unterkunft Valencogne: Gîte Étape Le Brocard
La Petite Halte in Grésin |
Multicoraler Camino |
Der Camino vor Valencogne |
Die Église St. Jean l´Evangéliste in Valencogne |
Die Entscheidung, die Herberge zu wählen, war leider die falsche. Das passiert leider hin und wieder und im Nachhinein ist man immer klüger. Die Türe war geöffnet, als ich dort ankomme. Ich denke mir, dass die Hospitalera wohl erst später kommen wird, da niemand da zu sein scheint. Ich gebe meinen Rucksack in das erstbeste Zimmer und gehe Duschen. Ein Mann kommt in das Zimmer und fragt, ob ich hier schlafen würde. Ich versuche ihm mit meinem bescheidenen Französisch zu erklären, dass ich Pilger bin, hier schlafen möchte, aber die Hospitalera noch nicht antreffen konnte. Der Mann ist sehr nett und meint, dass er in das Nachbarzimmer gehen werde. Ich denk mir nicht sehr viel dabei. Als ich hinausgehe um im Zentrum des Ortes nach einer Telefonzelle und vielleicht einen Gasthaus zu suchen, stehen 2 jugendliche Mädchen unten. Sie schauen mich verwundert an, ich grüße nur. Als ich schon fast im Zentrum bin, höre ich es hinter mir schreien. Ich blicke mich um, kann aber nicht wirklich was erkennen. So laufe ich weiter Richtung Zentrum. Kurz danach geht alles ganz schnell. Ich höre ein Auto von hinten heranbrausen. Das Auto legt neben mir eine Vollbremsung hin. Eine sichtlich aufgebrachte Frau lässt das Fenster der Beifahrerseite hinunten und beginnt auf französisch in einem unglaublichen Tempo zu schimpfen. Die Schreierei ist nur schwer auszuhalten. Ich versuche zu beruhigen. Sie erklärt mir, dass das von mir bezogenen Zimmer reserviert gewesen sei, eben für den vorhin angetroffenen Mann. Ich versuche ihr mit ruhiger Stimme meine Situation zu erklären, dies scheint aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt zu sein. So gehe ich zurück in die Herberge, wo Madame, ich würde sie eher "Die Furie" nennen am telefonieren ist. Vermutlich mit dem Mann, dessen Zimmer ich irrtümlich okkupiert hatte. Ich erklärte ihr, dass es mir komplett egal ist, welches Zimmer ich bekommen würde, außer dem Mann und seiner Frau war ich ohnehin der einzige Gast in der Herberge. So packe ich meine Sachen und komme in ein gänzlich unbeheiztes Zimmer. Nur das eine Zimmer war mit einem Heizungskörper versehen. Das wär mir auch noch egal gewesen, die Unfreundlichkeit der Hospitalera war mir aber gar nicht egal. Sie meinte auch noch, dass ich auch bei Privaten hätte schlafen können - sie will mich offensichtlich nicht als Gast haben und auch nichts mit Pilgern verdienen. So redete ich mit ihr bis zum Frühstück am nächsten Tag auch kein Wort mehr. Irgendwann schien sie etwas besänftigter zu sein, es war für mich aber zu spät. Zumindest für heute. Wie einen kleinen Schulbuben hat sie mich zusammenstauchen wollen. Ich erklärte ihr völlig ruhig, dass ich es nicht gewohnt bin, so angeschrien zu werden. Speziell nach einem langen und anstrengenden Tag ist man durchaus etwas dünnhäutiger, kann man solche Schreitiraden überhaupt nicht gut verkraften. Ich hoffe für die Männerwelt, dass diese Furie keinen armen Mann zu Hause hat, den sie so zusammenstauchen kann!
Leider gab es weder Geschäft noch Gasthaus in dem kleinen Ort. So gab es Schokolade und Müsliriegel zum Abendessen. Leicht frustriert von der heutigen Begegnung mit der "Hospitalera" ging ich schlafen.
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