Samstag, 27. April 2013

Tag 27: Les Sétoux – St. Jeures

Von Les Sétoux nach St. Jeures
Distanz: 36,8 KM
Unterkunft St. Jeures: Gîte d´étape L´Hirondelle

Der Camino präsentiert sich heute wieder in weißem Kleid
Er ist wieder da: der Winter. Und wie. Dicke Flocken fallen vom Himmel und färben die gesamte Umgebung in ein strahlendes Weiß. Francois verlässt mit mir gemeinsam die Herberge. Wir wünschen uns für unsere Wege alles Gute. Beide haben wir noch einen sehr langen Weg vor uns. Mit vollem Wintergewand mache ich mich wieder auf den Weg. Meine Ausrüstung ist top und so laufe ich motiviert durch die Winterlandschaft. Der ganze Tag soll heute bewölkt sein. Es schneit einmal stärker, gegen Ende dann schwächer. Zwei Pilgerinnen begegnen mir kurz vor Tence auf meinem Weg. Es könnten Tochter und Mutter sein. Die jüngere Frau trotzt dem Wetter und wandert mit kurzen Hosen. Die Herbere "La Petite Papeterie" sieht sehr schön aus. Trotz des schlechten Wetters will ich heute noch weiter kommen. Bis nach Le Puy, dem strahlenden Endziel meines ersten Pilgerdrittels ist es nun nicht mehr weit, vielleicht werde ich morgen schon dort sein können. 74 Kilometer in 2 Tagen müssten möglich sein. Ich fühl mich stark genug dafür, trotz des Wetterumbruchs.
Der Camino ist auch heute wunderschön
In Tence kaufe ich mir in einer Bäckerei ein Pizzastück und ein Schokocroissant. Die Gîte in St. Jeures schaut verlassen aus. Ich bin froh, als man mir um 17:30 dennoch die Türe öffnet. Ich bin wieder einmal der einzige Pilgergast. Die Hospitalera meint auch, dass das "Geschäft" alles andere als gut laufe. Ich antworte ihr nur, dass es vielleicht noch zu früh im Jahr sei. Ich erkundige mich nach dem in meinem gelben Heftchen beschriebenen einzigen Gasthaus des Ortes. Die Hospitalera mein nur, es sei inzwischen geschlossen. Leider bietet sie mir keine Alternative an. So esse ich Müsliriegel zu Abend. Nach gut 36 Kilometern durch Schneelandschaft nicht das, was ich mir erhofft hatte. Gestern hatte ich ein tolles Abendessen, dazu auch noch Gesellschaft. Heute bin ich dementsprechend gut gelaufen. Ich weiß nun definitiv, will ich gut laufen, muss ich meinem Körper auch das geben, was er dafür benötigt. ein Riegel als Abendessen ist da nicht optimal. Der Mann der Hospitalera macht mir aber immerhin noch Feuer im Kamin. Sie sind eh sehr freundlich zu mir - ich hab aber großen Hunger. Ich dusche lange, um die Kälte aus meinem Körper zu bekommen. Als ich mich recht schnell müde ins Bett lege, muss ich leider auch erkennen, dass mein Schlafsack ein wenig nass geworden ist. Ein schreckliches Gefühl, als ich mangels Alternativen hineinschlüpfe. Ich gab den Schlafsack immer noch in einen zusätzlichen Plastiksack. Der Rucksack war ja ohnehin vom Regencover geschützt. Trotzdem kam irgendwie Feuchtigkeit hinein. Im Zimmer ist es recht kalt. Heute hat mir der Camino trotz der schönen angezuckerten Landschaft seine harte Seite gezeigt. Aber ich will härter sein und das durchstehen! "Nur noch" gut 1600 Kilometer bis zur Apostelstadt. Ich schlafe mit Bildern von Le Puy in meinem Kopf (kenne die Stadt nur aus Bildern von Filmen und Büchern), sehr schnell ein.

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