Sonntag, 21. April 2013

Tag 21: Montagnin - Saint-Maurice-de-Rotherens

Von Montagnin nach Saint-Maurice-de-Rotherens 
Distanz: 27,3 KM
Unterkunft Saint-Maurice-de-Rotherens: Gîte Domaine des Chamois´

Die heutige Etappe führte auch durch Weinberge
Als wir die Alte Mühle verlassen, winkt uns Pasquale noch hinter her. Die Herberge wird als eine der schönsten auf meinem Weg für immer in Erinnerung bleiben. Viel mehr Frankreich wie hier geht nicht - und ich liebe es! Lisa und ich laufen gemeinsam los. Wir wandern durch herrliche Weinberge. Kurz vor Yenne kommt während einer Pause ein bekanntes Gesicht dahergelaufen. Der einzige Pilger, den ich außer Lisa bis jetzt angetroffen habe: der Blaue Michael. Ich hatte Lisa von ihm erzählt - nun konnte sie sich selber von seiner Wahrhaftigkeit überzeugen. Nun heißt es zum 2. Mal von Lisa Abschied zu nehmen. Die Wienerin will heute hier übernachten. Auf einem Campingplatz ist ein größeres, permanentes Zelt aufgestellt. Ich begleite sie noch bis zum Tor des Platzes und verabschiede mich. Ich war heute erst knapp 11 Kilometer gelaufen. So sympathisch sie mir auch war, es hätte keinen Sinn gehabt, jetzt das Tempo eines anderen Pilgers annehmen zu wollen. Ich bin noch so unendlich weit weg von meinem großen Ziel und will nicht bereits nach 3 Wochen von meinem Ziel abrücken.

Auch durch Wälder führt die heutige Etappe
Ich besorge mir noch Proviant bzw. eigentlich mein Mittagessen. Ich hol mir einen Döner und 2 Dosen zu trinken. Der türkische Verkäufer hält mich für verrückt, als ich ihm erzähle, heute noch bis nach Saint Maurice de Rotherens laufen zu wollen. Irgendwie verunsichern mich seine Worte - aber was weiß der gute Mann schon von meinem Pilgeralltag und zu was ich nach 3 Wochen Training imstande bin? Mein Führer gibt zwei mögliche Varianten an. Ich entscheide mich ob der schon sehr fortgeschrittenen Stunde für jene, mit den weniger zu bewältigenden Höhenmetern. Es sind schöne Wanderwege die mich durch Weiden und Wälder führen. Ich bin während des ganzen Wegstückes mutterseelenallein. 2 Herbergen sind in dem 150 Einwohner zählenden Ort vorhanden. Ich entscheide mich für jene, bei der auch eine Bar vorhanden ist. Ich will heute trinken! Vor allem möchte ich mich mit den französischen Weinen intensiver auseinandersetzen.

Als ich zu der Herberge komme, "begrüßen" mich 2 Hunde. Da sie aber sehr klein sind, brauch ich keine Angst zu haben. Schlimmer als die eidgenössischen Hunde können die auch nicht sein! In der Bar ist ein wenig Betrieb. Auch Einheimische sind an diesem Sonntag Abend zugegen. ich frage ob sie ein Zimmer für mich haben, was sie bejaht. Madame möchte es mir gleich zeigen - ich will aber zuerst etwas trinken. Zuerst ein Banaché gegen den ärgsten Durst - heute rinnt es gut. Dann versuche ich mich bei diversen Hausweinen. Sie sind zum Teil aus dem Tetrapack, was mich zunächst doch einigermaßen irritiert. Allerdings schmeckten die Weißweine (ich mag die Roten nicht so gern) ganz hervorragend. Ich bekomme auch Liköre und Schnäpse aus der Region zu probieren. Die Leute in der Bar sind sehr nett, nur ein Franzose will partout nicht wahrhaben, dass ich nicht aus dem Land der Heidi mit dem Alpen-Öhi komme. Er sagt die ganze Zeit Heidi-Heido zu mir. Nachdem ich doch einiges getrunken hatte, ermahnt mich die Hospitalera - es ist Zeit für Pilger ins Bett zu gehen. Ich gehorche. Das Zimmer ist luxeriösest (nach Pilgermaßstäben). Ich hatte vor lauter Wein ganz vergessen etwas zu Abend zu essen. Egal, gute Nacht!

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