Montag, 29. April 2013

Tag 29: Le Puy-en-Velay - Monistrol - d´Állier

Von Le Puy-en-Velay nach Monistrol - d´Állier
Distanz: 30,5 KM
Unterkunft Monistrol - d´Állier: Centre d´accueil

 
Die Schwarze Madonna in Le Puy
Es geht nun doch ohne Ruhetag weiter. Zuerst ging es um 7 Uhr zur Messe in die Kathedrale Notre-Dame. Ich komme ein klein wenig zu spät, obwohl das Gotteshaus nur wenige Minuten von meiner Herberge entfernt liegt. Obwohl ich von der Messe aufgrund der Sprachbarrieren nicht viel verstehe, so bekomme ich doch mit, dass der junge Pfarrer eine sehr lebendige, positive Predigt hält. Die Pilger, welche die Worte verstehen können, lachen des Öfteren. Am Ende trifft man sich vor dem Altar. Eine Jakobsstatue thront neben uns in der Höhe. Die Pilger sind eingeladen zu erzählen, woher sie kommen und wohin sie gehen werden. Kann sich jemand nicht verständlich machen, übersetzt ein anderer für ihn. Ich beschließe zu schweigen. Es fällt auf, dass sehr viel ältere Pilger anwesend sind. Sie kommen von überall her, wenngleich die Franzosen natürlich in der deutlichen Überzahl sind. Um die 80 bis 100 Pilger werden es in der Messe wohl gewesen sein, verglichen mit den bis jetzt angetroffenen Pilgern in der Schweiz und der Via Gebennensis eine richtige "Lawine". Ich bin sehr froh, ein Drittel des Camino fast vollständig alleine gelaufen zu sein - für mich war die Beschäftigung mit mir selber ein sehr zentrales Anliegen. Ich weiß noch nicht, wie ich es jetzt angehen werde, was auf mich zukommen wird. Mit der Via Podiensis hat der 2. große Teil meines langen Weges begonnen.

Einer der emotionalsten Momente auf
meinem Camino - das Durchschreiten
der mächtigen Pforte Le Puys
Im Anschluss gibt es in der Sakristei Pilgerpässe zu erwerben. ich nehme ein Créanciale, wobei ich bis jetzt nicht 100%ig verstehe, was der genaue Unterschied zu einem Credential sein soll. Natürlich betrachtete ich noch die berühmte "Schwarze Madonna", nach Einsiedeln bereits die zweite ihrer Art auf meinem Weg. Ich gehe in die Stadt, suche Proviant und Postkarten. Von Le Puy, einem Meilenstein auf meinem Camino, muss ich einfach schreiben. Ich verlasse die Kathedrale durch das mächtige Portal, von dem aus man die ganze Stadt unter sich ausgebreitet sieht. Viele Pilger sind um mich herum. Ich werde mit der Stadt auch heute nicht mehr warm und verlasse sie nach meinen Besorgungen umgehend. Es geht gleich zu Beginn einen Hügel hinauf. Ich tu mir schwer den Weg aus der großen Stadt zu finden und laufe einfach anderen Pilgern nach. Noch 1522 Kilometer bis nach Santiago. Das steht zumindest auf einer Tafel im Zentrum Le Puys geschrieben. Ich glaube es einfach, will es einfach glauben. Es sind ja doch nur Zahlen. Ich überhole schnell sehr viele Pilger. Es ist mir heute zu blöd jeden einzelnen Pilger zu begrüßen, ihm einen guten Weg zu wünschen. Ich will wieder alleine sein, die Massen hinter mir lassen.

"Nur" noch 1522 Kilometer bis zur Apostelstadt
Das Wetter ist alles andere als gut, die vielen Pilger ziehen tiefe Spuren in den durchweichten Boden. Der Weg wird zu einem Schlammband. Allerdings müssen es sehr schöne, fast schon alpine Gegenden sein, die ich durchlaufe. Würde ich mehr sehen können, es würde mir sicher gefallen. Auch Schulklassen sind heute auf dem Camino. Ich treffe auf 2 Franzosen mittleren Alters. Sie finden die kommunale Herberge nicht. Ich suche mit ihnen zusammen, in der Hoffnung, dort auch einen freien Platz zu bekommen. Die vielen Le Puy verlassenden Pilger lassen mich ein wenig nervös werden. Einer der beiden Franzosen zückt sein Handy und ruft bei der Ansprechperson für die Herberge an. Dieser gibt ihm und somit uns eine Lagebeschreibung. Die Herberge ist nicht weit weg. Auch für mich ist noch ein Platz frei. So um 18:00 kommt der Herbergsverwalter, kassiert die Übernachtungsgebühr und stempelt unsere Pilgerausweise ab. Auch jene blonde Pilgerin, die ich noch vor kurzem überholt hatte, steht plötzlich vor der Tür jenen Zimmers, in dem ich mich einquartiert hatte. Sie heißt Martina, ist Ende 20 und kommt aus Düsseldorf. Sie startete in Le Puy und hatte somit heute ihren ersten Pilgertag. Sie hat nur eine Woche frei bekommen und würde am liebsten bis nach Cahors kommen. ich will sie nicht desillusionieren, das wird sich aber zeitlich wohl nicht ganz ausgehen können, auch wenn sie sehr fit und schnell sein sollte.

St. Privat d´Allier
Giles, einer der beiden Franzosen, Martina und ich wollen in der Stadt etwas zum kochen kaufen. Das einzige Geschäft hat allerdings zu, Jedoch gibt es auch eine kleine Bar, wo gewisse Grundnahrungsmittel gekauft werden können. Die Schulklasse, die ich kurz nach Le Puy überholt hatte, übernachtete auch in jenem Gebäude - es muss dort also auch Herbergsräumlichkeiten geben. Wir bekommen Pasta und Tomatensauce, sowie auch ein Baguette. Wir kochen gemeinsam. Ich verbrenne mich natürlich, als ich einen über der Gasflamme heiß gewordenen Kochtopf angreife. Es tut im ersten Moment furchtbar weh. Das Essen war dann aber ganz ok. Die beiden Franzosen und Martina unterhalten sich sehr gut, ich bekomme das Meiste mit. Wenn man jemand neues auf dem Camino kennenlernt, so sind es doch immer dieselben Fragen und Smalltalk-Floskeln. Nach dem Abwasch beschreibe ich mein Tagebuch mit dem heute Erlebten. Auch die in Le Puy gekauften Karten werden beschrieben. In Le Puy gab es in der kleinen Trafik sogar eigene Jakobsweg-Briefmarken mit Motiven aller französischen Caminos. Ein Drittel meines Weges ist nun also schon hinter mir. Ich fühl mich gut, sehr gut sogar. Auch wenn ich nicht weiß, wie weit ich noch kommen werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen