Sonntag, 9. Juni 2013

Tag 70: Triacastela - Mercadoiro

Von  Triacastela nach Mercadoiro
Distanz: 35 KM
Unterkunft Mercadoiro: Albergue de Peregrinos de Mercadoiro


Das Ende naht - noch 100 Kilometer bis zur
Apostelstadt
Das Wetter spielte heute sehr gut mit, es war meistens bewölkt.  Wir kommen auch an Sarria vorbei, jenem Ort, von wo aus wohl die allermeisten Pilger überhaupt ihren Camino starten. Von dort weg sind es noch gut 100 Kilometer bis Santiago. Wer rein der Compostella wegen auf den Weg geht, wird von hier aus starten, denn 100 Kilometer zu Fuß werden an Leistung dafür verlangt. Wer von dort aus startet, muss jedoch täglich 2 Pilgerstempel vorweisen können, um die absolvierte Distanz glaubhaft zu machen. Dies ist aber auch kein großes Problem, gibt es doch an jeder Bar Stempel für das Credential. Auch heute haben wir wiederum alle Zeit der Welt, auch wenn es dann letztendlich doch 35 Kilometer sind, die wir zurücklegen wollen. Die Betten für heute Nacht sind reserviert, was so knapp vor Santiago einfach beruhigend ist - es sind jetzt wirklich sehr viele Pilger auf dem Weg. War mir die Freiheit zu Beginn des Caminos unglaublich wichtig, so freue ich mich jetzt über  die Planungssicherheit in unserer Pilgergruppe. Es ist einfach nur schön, nicht mehr auf sich allein gestellt sein zu müssen. Mit Hans ist auch einer in der Gruppe, der ebenfalls von zu Hause aufgebrochen ist - er wird am ehesten nachvollziehen können, wie es mir jetzt geht.
 
Internationaler Camino - Grenzen spielen
keine Rolle
Mit der Unterkunft haben wir großes Glück. Es gibt eine herrliche Terrasse und einen herrlichen Garten. Auch 2 Hängematten erfreuen die zahlreichen Pilger. Es sind wiederum viele bekannte Gesichter da. Wir trinken einige Bier, essen Schokolade und Chips. Wenn man den größten Teil des Tages unterwegs ist, darf man sich solche Essgewohnheiten auch erlauben. Das Abendessen ist alles andere als gut, aber es spielt bei der Schönheit des Gartens keine große Rolle. Vor allem der servierte Rotwein war eine Katastrophe. Ich erfahre einiges von meinen Pilger-Kumpanen. Vor allem Hans merkt man an, dass es Zeit ist "anzukommen". Ich kann das nur zu gut verstehen, ich fühle mich sehr "leer" und ausgezehrt. Vor allem im Kopf. Da tut es unendlich gut, 3 liebe Menschen an seiner Seite zu wissen. Am Abend verpassten Eva und ich die Herbergs-Sperrstunde. Und so versuchten wir über eine Glas-Schiebetür in das Innere der Herberge zu gelangen. Diese ging auch auf, allerdings reagierte eine ältere Französin mit Geschrei, vermutete sie doch Einbrecher zu so später Stunde. Ich konnte sie mit meinem rudimentären Französisch besänftigten und so konnten wir dann doch noch in unseren Schlafraum. Es tat mir furchtbar leid, eigentlich hatte ich auf dem Camino gelernt, Rücksicht zu nehmen. Heute Abend gelang mir das wohl nicht. Die Tagebucheinträge werden immer kürzer - es ist mir einfach nicht mehr ganz so wichtig - das Ziel Santiago ist nahe!

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