Samstag, 1. Juni 2013

Tag 62: Fromista - Terradillos de los Templarios

Von Frómista nach Terradillos de los Templarios
Distanz: 46,9 KM
Unterkunft Terradillos de los Templarios: Albergue Los Templarios

Der Camino begrüßt mich heute mit Sonnenschein
Ich breche wieder alleine auf. Es war ein schöner Abend gestern. Heute sollen es aber wieder deutlich mehr Kilometer werden. Die 25 gestern waren zu wenig. Mein Körper kann und will mehr. Ich liebe es, am Abend müde in einem Herbergsbett einzuschlafen. Es ist eine gute, gesunde Müdigkeit die einem überkommt, wenn man seinen Körper an die Grenzen oder vielleicht auch leicht darüber geführt hat. Ich sehe am Morgen weder Helena und Hakan, noch die Canadian Girls. Auch Attila ist nicht zu sehen. Es ist wiederum ein strahlend schöner Tag. Nur ein paar einzelne Wolken trüben den blauen Himmel. Es ist heute Morgen wiederum eine wunderschöne Stimmung. 
Pilger hoch zu Ross inmitten der Meseta
Nach einer guten halben Stunde erreiche ich Población de Campos, wo ich mir ein Frühstück kaufe. Ein halbes Ciabatta und Ananassaft stehen auf dem Frühstücksplan.  In Carrión de los Condes trinke ich einen Kaffee und esse ein Croissant. Jetzt wäre es richtig gewesen, sich ausreichend mit Flüssigkeit einzudecken. Mein Führer rät auch dazu. Allerdings las ich diesen Tipp erst im Nachhinein. So machte ich mich mit viel zu wenig Flüssigkeit wieder auf den Weg. Und so lief ich bei brütender Hitze gute 4 Stunden bis Calzadilla de la Cueza. Sicher 2 Stunden musste ich ohne Wasser auskommen. Wie aus dem Nichts kam der kleine Ort Calzadilla de la Cueza in mein Blickfeld. In der örtlichen Bodega trank ich erst einmal 1,5 Liter Mineralwasser bzw. Zitronenlimo. Es gab auch eine Käse-Tortilla. In der kleinen Bodega machten auch Buspilger Station, wodurch die Servierkräfte alle Hände voll zu tun hatten. Ich fing an eine Abneigung gegen die motorisierten Pilger zu haben, obwohl sie mir nichts getan hatten. Ich war einfach müde und geschafft. Die Meseta mit ihrer tödlichen Schönheit schaffte mich sichtlich. Ich kaufte noch 1,5 Liter Mineralwasser für die weitere Strecke und machte mich wieder auf den Weg. Gute 2 Stunden würde ich noch bis Terradillos de los Templarios benötigen. 

Die Herberge in Terradillos de los Templarios
Die Herberge lag direkt neben dem Camino. Heute hab ich Glück und ergattere noch ein 4-Bettzimmer. Es kostet nur wenige Euro mehr als ein 8-Bettzimmer. Das ist es mir in jedem Fall wert! Ich wusch meine Wäsche und bestellte 1 großes Bier, als Attila plötzlich wieder vor mir stand. Er nahm sich auch sogleich ein Bett in meinem Zimmer. Ich war froh, dass er da war. So war die Wahrscheinlichkeit recht groß, meinen morgigen 33. Geburtstag nicht alleine verbringen zu müssen. Mit uns war noch eine Kanadierin mittleren Alters, das 4. Bett blieb frei. Gemeinsam mit der Kanadierin und 2 ihr bekannten US-Girls aßen Attila und ich zu Abend. Das Essen war nicht besonders viel oder gut, aber es reichte. Ansonsten ist die Herberge mehr als nur zu empfehlen. Auch ein großer Garten stand zur Verfügung, der gerne von den Pilgern in Anspruch genommen wurde. Ich höre 2 englischsprechenden, älteren Pilgern zu, wie sie über ihre Wewehchen sinnieren. Der Camino hat es wahrlich in sich.
 

Ich habe auf meinem Camino sehr viele Pilger mit unterschiedlichsten Problemen - physisch wie psychisch - kennenlernen dürfen. Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, dass so ein langer Camino nur dann erfolgreich beendet werden kann, wenn es einem einigermaßen gut geht. Körperlich wie auch im Kopf. Andernfalls ist man wohl zum Scheitern verurteit - zu viel fordert der Weg einem ab. Glück gehört aber bis zu einem gewissen Grad natürlich auch dazu. Ich hatte großes Gottvertrauen. Mein Wille, nach Santiago und weiter bis zum "Ende der Welt" zu kommen war groß und wurde auch jetzt noch immer größer. Ich war dankbar dafür, wie wei ich nun schon in 2 Monaten gekommen war. In rund 2 Wochen könnte ich vielleicht schon vor der Kathedrale Santiagos stehen.

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