Schon seit Jahren
schlummert in mir der große Wunsch, einmal den Jakobsweg bis nach Santiago
de Compostela gehen zu können. Der Jakobsmuschel nach Westen
folgen bis zum Apostelgrab und noch weiter bis ans buchstäbliche Ende
der Welt, zum Kap Finisterre. Des Öfteren sah ich mich schon im
Traum verschiedene Straßen, Wege und Orte des Camino durchwandern. So
viele Bilder und Eindrücke hatte ich bereits aus diversen Büchern und
Bildberichten vom Weg gewonnen, ja regelrecht aufgesogen und in meinem Kopf
gespeichert. Aber genau so oft wie ich den Mut aufzubringen versuchte,
mich auf den Weg zu machen, fand ich dann doch auch immer wieder
einen Grund meine Unternehmung zu verschieben. Ich redete mir dann ein,
für den Camino einfach noch nicht bereit zu sein. Aber kann man denn überhaupt
je wirklich bereit dafür sein, 2500 Kilometer alleine und zu Fuß zu bewältigen?
Ich bin nun mittlerweile 32 Jahre alt und an einem Punkt, in dem ich mich
physisch und psychisch stark genug fühle, mich dieser Prüfung zu stellen.
Auch wenn ich natürlich nicht wissen kann, wie sich dieser lange Weg mit
all seinen vielen Unbekannten vor mir präsentieren wird. Eine Ungewissheit
ist natürlich da. Sie lähmt mich auch zugegebenermaßen ein wenig. Ich weiß
(noch) nicht, wie Körper und Geist
auf diese Anstrengung reagieren werden. Ich kann es auch nicht
wissen. Ich bin ja (natürlich) noch nie zuvor so weit und lange gelaufen. Auch
nie so lange Zeit alleine für mich gewesen. Gut möglich, dass der Weg mich
abzuwerfen versuchen wird. Schnell könnten Krankheit oder Verletzung dem
Unterfangen ein jähes Ende bereiten. Doch solch negative Gedanken hab ich im
Moment nicht. In den vergangenen Wochen und Monaten besorgte ich mir voller
Enthusiasmus noch einiges an Literatur zum und über den Jakobsweg,
oder besser im Plural gesprochen zu den Jakobswegen, will ich doch 4
verschiedene, letztendlich aber doch auch zusammenhängende Teile des Weges
gehen. Ich studierte Karten, las in diversen Foren Reiseberichte anderer
Pilger, betrachtete auch unzählige Bilder. Ich begann auch, mich mit der
für den Camino nötigen Ausrüstung auseinanderzusetzen, machte mir eine
Checkliste mit all den Utensilien, die ich für mein Vorhaben benötigen würde.
Als ich dann vor 2 Wochen meinen eigenen, höchst persönlichen Pilgerausweis in
den Händen hielt und ich meinen Namen darauf geschrieben sah, war mir klar,
dass ich es diesmal ganz sicher schaffen würde loszugehen. Ich könnte mich
doch nicht selbst ein weiteres Mal enttäuschen, geschweige denn jene
Person, die mir meinen Pilgerausweis ausgestellt hat und jetzt natürlich
felsenfest davon überzeugt sein muss, dass ich mich nun ganz unwiderruflich auf
den Camino begeben werde! Am 1. April soll es nun endlich losgehen, kein
Aprilscherz. Heuer fällt der Ostermontag auf dieses Datum. Bis dahin gibt es
noch viel zu tun. Natürlich muss ich noch einiges an meiner Ausrüstung
vervollständigen. Am wichtigsten erscheint mir aber derzeit noch,
meine Entscheidung im Fokus zu behalten, die Entscheidung am 1. April den
ersten Schritt von vielen auch tatsächlich setzen zu wollen. Die Vorfreude ist
in jedem Fall groß!
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