"Viele Wege
führen nach Rom" - heißt es doch so schön. In meinem Fall müsste man die
„ewige Stadt“ wohl durch Santiago de Compostela ersetzen. Und es ist auch
tatsächlich so. In nahezu allen Ecken Europas gibt es eine mehr oder
weniger ausgeprägte Tradition nach Santiago de Compostela zu pilgern. Neben Rom
und Jerusalem war und ist Santiago de Compostela bedeutsamstes Ziel
christlicher Pilgerschaft. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wie
gut ausgebaut und engmaschig das Netz der europäischen Jakobswege ist.
Auf die Frage wo
denn der Camino beginnt, bekommt man häufig die Antwort "vor der
Haustür". Auch für mich soll es ganz wie zu den Zeiten der Ursprünge des
Pilgerwesens, tatsächlich von zu Hause aus auf den Camino gehen. Von
meiner Heimatstadt Feldkirch, die früher ebenso wie heute noch eine
wichtige Station im Netz der Pilgerwege darstellt, soll es
zunächst über den Appenzellerweg zum Kloster Einsiedeln in die
Schweiz gehen. Von dort aus dann weiter über Lungern und Fribourg bis nach
Genf. Von Feldkirch nach Genf sind es ca. 445
Kilometer. Dort schließt sich dann in der Folge die 347
Kilometer lange Via Gebennensis an, deren Endziel das französische
Pilgerzentrum Le Puy en Velay ist. Im Gegensatz zu den dann folgenden beiden
Abschnitten erwarte ich mir in diesem ersten Teil noch eine eher ruhige
Pilgerschaft.
Der zweite
Teil meiner Weitwanderung führt mich dann in der Folge über die Via
Podiensis von Le Puy über Moissac weiter bis zu den Pyrenäen nach St. Jean Pied
de Port bzw. Roncesvalles. 750 Kilometer ist dieser Streckenabschnitt in
etwa lang. Mir ist bewusst, zur besten Pilgerzeit unterwegs zu sein, wenn
ich Anfang Juni (hoffentlich) in Spanien ankommen werde. Frühling und
Herbst sind - wenn man es sich denn arbeitsbedingt auch so einteilen kann - die
beliebtesten Zeiten, um zu pilgern. Denn in diesen Jahreszeiten sind
die Temperaturen weit erträglicher und angenehmer als etwa im Hochsommer. Wenn
man eine Weitwanderung dieser Länge machen will, muss man aber einfach
bestimmte Kompromisse eingehen. Ich möchte die extrem heißen Temperaturen
der spanischen Sommermonate natürlich auch möglichst meiden. Früher los
zu laufen wäre riskant, birgt es doch die Gefahr, dass in der Schweiz - der
Weg verläuft ja punktuell immerhin auch auf über 1000 Metern Höhe -
natürlich auch noch Nachboten von König Winter in Form von
Schneepassagen lauern könnten. Im Vergleich dazu, nehme ich dann doch auch
lieber ein stärkeres Pilgeraufkommen in Kauf. Der Camino Francés soll
dann die 3. und letzte Etappe bis zum goldenen Endziel in Santiago de
Compostela sein. Eine genaue Längenangabe dieses - wohl meist begangenen
Jakobsweges überhaupt - gestaltet sich als recht schwierig, da sich
die Informationen diesbezüglich in der Literatur sehr stark
unterscheiden. Eine deutsche Jakobsgesellschaft gibt von St. Jean Pied de
Port weg 774 Kilometer an. Ich bin gespannt, ob dieser Wegabschnitt tatsächlich
so eine "Pilgerautobahn" sein wird, wie von vielen berichtet. Wer am
Ende seines Camino die Compostella in den Händen halten will, muss mindestens
die letzten 100 Kilometer zu Fuß gegangen sein. Bei Fahrrad- und
"Esels"-pilgern müssen es zumindest die letzten 200 Kilometer sein.
Es wird daher sehr wahrscheinlich sein, dass die Pilgerdichte gegen Ende
des Camino wohl noch deutlich zunehmen wird.
Santiago de
Compostela mit seinem Apostelgrab wird jedoch nur aus spiritueller Sicht
mein zu erreichendes Endziel sein, will ich in der Folge dann doch
noch - ganz der alten Traditon folgend - die rund 120 Kilometer lange
Etappe bis zum Kap Finisterre bzw. Muxia weiterwandern. Was für ein
erhebendes Gefühl muss es sein, wenn man nach 3 Monaten Wanderschaft zum ersten
Mal die scheinbar unendliche Weite des Meeres erblicken kann?
Wenn
ich dann Ende Juni/Anfang Juli in Muxia am unwiderruflichen Ende
meines langen Weges angekommen sein werde, sollte ich insgesamt so um die 2500
gelaufene Kilometer zurückgelegt haben - etwaige Umwege durch
Verlaufen noch nicht mitgerechnet... Ich denke positiv und glaube fest daran,
das zu schaffen!
Mein geplanter
Weg graphisch dargestellt:
Camino 2013 auf einer größeren Karte anzeigen
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