Montag, 11. Februar 2013

Mein Weg

"Viele Wege führen nach Rom" - heißt es doch so schön. In meinem Fall müsste man die „ewige Stadt“ wohl durch Santiago de Compostela ersetzen. Und es ist auch tatsächlich so. In nahezu allen Ecken Europas gibt es eine mehr oder weniger ausgeprägte Tradition nach Santiago de Compostela zu pilgern. Neben Rom und Jerusalem war und ist Santiago de Compostela bedeutsamstes Ziel christlicher Pilgerschaft. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wie gut ausgebaut und engmaschig das Netz der europäischen Jakobswege ist. 

Auf die Frage wo denn der Camino beginnt, bekommt man häufig die Antwort "vor der Haustür". Auch für mich soll es ganz wie zu den Zeiten der Ursprünge des Pilgerwesens, tatsächlich von zu Hause aus auf den Camino gehen. Von meiner Heimatstadt Feldkirch, die früher ebenso wie heute noch eine wichtige Station im Netz der Pilgerwege darstellt, soll es zunächst über den Appenzellerweg zum Kloster Einsiedeln in die Schweiz gehen. Von dort aus dann weiter über Lungern und Fribourg bis nach Genf. Von Feldkirch nach Genf sind es ca. 445 Kilometer. Dort schließt sich dann in der Folge die 347 Kilometer lange Via Gebennensis an, deren Endziel das französische Pilgerzentrum Le Puy en Velay ist. Im Gegensatz zu den dann folgenden beiden Abschnitten erwarte ich mir in diesem ersten Teil noch eine eher ruhige Pilgerschaft.
Der zweite Teil meiner Weitwanderung führt mich dann in der Folge über die Via Podiensis von Le Puy über Moissac weiter bis zu den Pyrenäen nach St. Jean Pied de Port bzw. Roncesvalles. 750 Kilometer ist dieser Streckenabschnitt in etwa lang. Mir ist bewusst, zur besten Pilgerzeit unterwegs zu sein, wenn ich Anfang Juni (hoffentlich) in Spanien ankommen werde. Frühling und Herbst sind - wenn man es sich denn arbeitsbedingt auch so einteilen kann - die beliebtesten Zeiten, um zu pilgern. Denn in diesen Jahreszeiten sind die Temperaturen weit erträglicher und angenehmer als etwa im Hochsommer. Wenn man eine Weitwanderung dieser Länge machen will, muss man aber einfach bestimmte Kompromisse eingehen. Ich möchte die extrem heißen Temperaturen der spanischen Sommermonate natürlich auch möglichst meiden. Früher los zu laufen wäre riskant, birgt es doch die Gefahr, dass in der Schweiz - der Weg verläuft ja punktuell immerhin auch auf über 1000 Metern Höhe - natürlich auch noch Nachboten von König Winter in Form von Schneepassagen lauern könnten. Im Vergleich dazu, nehme ich dann doch auch lieber ein stärkeres Pilgeraufkommen in Kauf. Der Camino Francés soll dann die 3. und letzte Etappe bis zum goldenen Endziel in Santiago de Compostela sein. Eine genaue Längenangabe dieses - wohl meist begangenen Jakobsweges überhaupt - gestaltet sich als recht schwierig, da sich die Informationen diesbezüglich in der Literatur sehr stark unterscheiden. Eine deutsche Jakobsgesellschaft gibt von St. Jean Pied de Port weg 774 Kilometer an. Ich bin gespannt, ob dieser Wegabschnitt tatsächlich so eine "Pilgerautobahn" sein wird, wie von vielen berichtet. Wer am Ende seines Camino die Compostella in den Händen halten will, muss mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß gegangen sein. Bei Fahrrad- und "Esels"-pilgern müssen es zumindest die letzten 200 Kilometer sein. Es wird daher sehr wahrscheinlich sein, dass die Pilgerdichte gegen Ende des Camino wohl noch deutlich zunehmen wird.
Santiago de Compostela mit seinem Apostelgrab wird jedoch nur aus spiritueller Sicht mein zu erreichendes Endziel sein, will ich in der Folge dann doch noch - ganz der alten Traditon folgend - die rund 120 Kilometer lange Etappe bis zum Kap Finisterre bzw. Muxia weiterwandern. Was für ein erhebendes Gefühl muss es sein, wenn man nach 3 Monaten Wanderschaft zum ersten Mal die scheinbar unendliche Weite des Meeres erblicken kann? 
Wenn ich dann Ende Juni/Anfang Juli in Muxia am unwiderruflichen Ende meines langen Weges angekommen sein werde, sollte ich insgesamt so um die 2500 gelaufene Kilometer zurückgelegt haben - etwaige Umwege durch Verlaufen noch nicht mitgerechnet... Ich denke positiv und glaube fest daran, das zu schaffen!

Mein geplanter Weg graphisch dargestellt:


Camino 2013 auf einer größeren Karte anzeigen

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